Aldi Süd erkennt Obst und Gemüse mit KI von Diebold Nixdorf
Aldi Süd pilotiert die automatische Erkennung von Obst und Gemüse an seinen Self-Checkout-Systemen. Prof. Dr. Stephan Rüschen, Professor für Lebensmittelhandel und Studiengangsleiter an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn, berichtet in einem Beitrag im Sozialen Netzwerk LinkedIn, wie die Self-Scanning-Kasse bei Aldi in der Kölner Innenstadt nicht scannbare Artikel automatisch identifiziert.
Eine seitlich vom Touchscreen angebrachte Kamera erkennt mittels Computer Vision und künstlicher Intelligenz, um welches Obst oder Gemüse es sich handelt. Kommen mehrere Artikel in Frage, zeigt der Bildschirm diese zur Auswahl an. Professor Rüschen bestätigt in seinem Post, dass die Erkennung bei allen Produkten funktioniert habe. Auch sei der Prozess besser und schneller als bei anderen Self-Scanning-Kassen.
Bei der Lösung handelt es sich um Software des Herstellers Diebold Nixdorf. Mit Vynamic Smart Vision / Fresh Produce Recognition können Kunden frisches Obst oder Gemüse ohne Barcode einfacher registrieren. Für die Integration in die bestehenden Systeme hat Aldi Süds POS Software-Anbieter Gebit gesorgt.
Artikel viermal schneller erkannt
An Selbstbedienungs-Systemen benötigen Verbraucher oft längere Zeit, um den gewünschten Artikel zu finden. Die KI-basierte Anwendung soll dieses Problem lösen. Kunden können ihre ausgewählten Frischeprodukte in wenigen Schritten erfassen. Sie legen die Ware auf die Scanner-Waage. Die Software analysiert das Kamerabild und erkennt den Artikel automatisch. Der Bildschirm zeigt dann eine kurze Auswahlliste oder sogar den genauen Artikel an. Der Kunde wählt den entsprechenden Artikel aus und gibt bei Produkten, die nach Stück berechnet werden, die Anzahl ein.
Laut einer von Diebold Nixdorf durchgeführten Kundenbefragung dauert es durchschnittlich 10 bis 15 Sekunden, bis ein Kunde das richtige Frischeprodukt aus einer Auswahlliste gewählt hat. Mit Smart Vision reduziert sich die Zeit auf drei Sekunden pro Artikel. Das bedeutet eine viermal schnellere Artikelerkennung. Der Hersteller gibt an, dass die Transaktionen pro Stunde so um bis zu 40 Prozent gesteigert werden können. Bisher verzichteten etwa drei von zehn Kunden mit Obst und Gemüse im Warenkorb auf die Nutzung von Self-Checkout-Systemen. Dank der einfacheren Abwicklung könne sich die Nutzungsrate von SCOs erhöhen. Auch ließen sich Interventionen durch das Aufsichtspersonal aufgrund von Obst und Gemüse um bis zu 45 Prozent reduzieren.
Selbstlernender Algorithmus aktualisiert sich automatisch
Das KI-Modell läuft direkt auf dem Self-Service-System und bedarf keiner zusätzlichen Hardware-Installation. Es ist über das Internet mit der KI-Plattform des Anbieters in der Cloud verbunden. Dies ermöglicht den Selbstlern-Modus und die kontinuierliche Verbesserung des Modells. Der Algorithmus aktualisiert sich automatisch und wurde bereits an Hunderten von Obst- und Gemüseartikeln trainiert. Mitarbeiter in der Filiale können an einem der Selbstbedienungssysteme neue Artikel innerhalb von zwei Stunden hinzufügen.
Die KI hilft außerdem bei der Betrugsprävention. Sie erkennt und analysiert Objekte im Sichtfeld der Kamera auch in der Umgebung des Scanners, zum Beispiel die Hände des Kunden. Versehentliche Fehler oder böswilliges Kundenverhalten können durch die Automatisierung der Artikelauswahl verringert werden. Allerdings ist das System nicht dagegen gefeit, dass Kunden die günstigere Sorte aus der Auswahlliste wählen, wenn etwa die Bio-Variante einen höheren Preis hat.
Derzeit handelt es sich nach Informationen des Retail Optimsiers bei Aldi Süd noch um Tests in ausgewählten Filialen. Noch ist nicht entschieden, on die Lösung ausgerollt wird. Neben der Filiale in Köln testet Aldi Süd die Lösung unter anderem in einem Store in Aachen.