Inditex baut Omnichannel-Plattform für eine Milliarde Euro selbst
Der Lockdown hat dem Textilhandel überdeutlich gezeigt, wie gefährlich es ist, Omnichannel-Strategien gar nicht oder nur halbherzig zu etablieren. Zara-Eigentümer Inditex musste zum ersten Mal in der Konzerngeschichte Verluste melden. Jetzt reagiert der Textilkonzern mit einer Investition von 2,7 Milliarden Euro in Technologie. Erklärtes Ziel von Inditex: Online- und In-Store-Shopping in einen Prozess zu vereinen.
Doch nicht nur der Textilhandel, auch die Software-Branche hat Nachholbedarf: Für die Basis seiner zukünftigen Omnichannel-Plattform konnte kein Software-Anbieter Inditex mit seinem Angebot überzeugen. Der Textilhandelskonzern will die Basis seiner Omnichannel-Strategie nun für 1 Milliarde Euro innerhalb von 3 Jahren selbst entwickeln. Weitere 1,7 Milliarden wird Inditex für den Einkauf und die Lizenzen bei Technologie-Anbietern ausgeben.
Aus Kundensicht soll das Herzstück der neuen Omichannel-Strategie eine Inditex-App werden, mit der auch der Kunde alle Produkte samt Verfügbarkeit in jedem einzelnen Store sehen, reservieren oder bestellen kann.
Alle Vertriebslinien sollen RFID bekommen
Basis für die Bestandsverwaltung soll RFID am Einzelartikel sein, wie sie Inditex bereits heute bei Zara und Massimo Dutti einsetzt. Bis Ende dieses Jahres soll RFID am Einzelartikel bei allen Vertriebslinien des Konzerns zum Einsatz kommen.
Obwohl Inditex im ersten Quartal seinen ersten Verlust in der Unternehmensgeschichte überhaupt melden musste, da die physischen Läden geschlossen werden mussten, gelang es dem Unternehmen, den Lagerbestand um 10 Prozent zu reduzieren.
Damit konnte Inditex beweisen, wie kurz seine Vorlaufzeiten und seine Fähigkeit ist, schnell auf Veränderungen der Nachfrage zu reagieren. Sehr zum Leidwesen der Hersteller in Länder wie Bangladesch, deren Arbeiter in solchen Fällen von einem auf den anderen Tag ohne ein existenzsicherndes Einkommen dastehen.
Demgegenüber gab H&M laut der Nachrichtenagentur Reuters an, dass die Bestände an unverkauften Waren Ende April auf knapp über 3,9 Milliarden Euro angestiegen seien, mehr als im vergangenen Jahr insgesamt.