Colruyt entwickelt automatisierte Warenerfassung an bedienten Kassen
Der belgische Supermarkt-Betreiber Colruyt testet eine innovative Lösung zur Warenerfassung an der Kasse. Diese soll Mitarbeiter entlasten und den Prozess um 20 Prozent beschleunigen. Das hauseigene Innovationsteam Smart Technics hat das System entwickelt. Ein oberhalb des Kassenplatzes angebrachtes Kamerasystem nutzt künstliche Intelligenz, um die Artikel zu erkennen, während ein Mitarbeiter diese von einem Einkaufswagen in einen anderen räumt.
Colruyt praktiziert das ungewöhnliche Verfahren, die Ware an der Kasse in einen anderen Einkaufswagen umzusortieren, seit vielen Jahren. Damit möchte das Unternehmen seine Kunden entlasten. Weder müssen sie die Ware auf ein Laufband räumen noch anschließend wieder einpacken.
Die neue Technik zum Erfassen der Ware erprobt Colruyt seit Anfang des Monats in einer Filiale in Halle in der Provinz Flämisch-Brabant. Zuvor hatte sich die Lösung bereits in einer Test-Umgebung bewährt. Derzeit arbeitet das Kamerasystem an nur einem Kassenplatz. In Kürze soll es die Mitarbeiter an insgesamt 10 Checkouts im Markt unterstützen. Das Handelsunternehmen will die neue Lösung zunächst einige Monate intensiv testen, bevor es über den weiteren Roll-out entscheidet.
Kameras erkennen 85 Prozent der Waren automatisch
Das System besteht aus einer Kamera und zwei großen LED-Leuchten, die oberhalb des Kassenplatzes installiert sind. Mittels künstlicher Intelligenz wertet Software die Kamerabilder aus. Sie liest Barcodes und erkennt auch die Produktverpackungen. So kann sie beispielweise Multipacks unterscheiden, die aus Produkten mit unterschiedlichen Barcodes zusammengestellt sind. Allerdings sind Obst und Gemüse nicht mit dem neuen System erfassbar. Diese müssen separat gewogen werden. Auch Getränkekisten, die unten im Einkaufswagen platziert sind, erkennt die Kamera nicht. In beiden Fällen muss die Kassierkraft noch den Handscanner bemühen. Insgesamt erfasst das System 85 Prozent aller Artikel automatisch.
Das Smart Technics Team hat die Lösung ganz auf die besonderen Anforderungen der Colruyt Group zugeschnitten. Neben höherer Effizienz standen auch ergonomische und gesundheitliche Aspekte im Vordergrund. Bei der Entwicklung hat das auf Computer Vision spezialisierte belgische Beratungsunternehmen Heliovision unterstützt. Die Colruyt Group testet zurzeit weitere Innovationen am Checkout. Im November vergangenen Jahres eröffnete das Unternehmen den ersten bedienerlosen Okay Compact Convenience Store in Ghent, wie der Retail Optimiser berichtete. Auch diese Lösung stammt vom hauseigenen Technologie-Team.