Handel sieht große Chancen im Einsatz Künstlicher Intelligenz
Einzelhandels-Unternehmen schätzen das Potenzial Künstlicher Intelligenz (KI) in der Lieferketten-Optimierung hoch ein. Doch es bestehen einige Hürden, welche die Branche zögern lässt, sie auch einzusetzen. Das zeigt eine Studie, die das EHI Retail Institute bei Handels-Unternehmen des deutschsprachigen Raums im Auftrag des finnischen Handels-Software-Spezialisten Relex durchgeführt hat.
In der Studie, die im Rahmen einer Online-Befragung von April bis Juni 2021 stattfand, ließ Relex untersuchen, wie weit die Nutzung von KI im Supply-Chain-Management des Handels bereits umgesetzt oder derzeit in Planung ist. Tatsächlich wird KI kurz- und mittelfristig als wichtiger Erfolgsfaktor für das Supply-Chain-Management angesehen.
76 Prozent der befragten Einzelhandels-Unternehmen bezeichnen sie als sehr wichtig oder wichtig. Auf die Frage nach dem tatsächlichen Interesse ihres Unternehmens an der Implementierung von KI gaben 68 Prozent der Befragten großes oder potenzielles Interesse an, nur 32 Prozent äußerten sich neutral oder zeigten geringes Interesse.
KI setzt sich langsam für Absatzprognosen durch
Die tatsächliche Umsetzung von KI im Supply-Chain-Management befindet sich allerdings noch ganz am Anfang. Absatzprognosen sind mit gerade einmal 16,7 Prozent das häufigste Einsatzfeld für künstliche Intelligenz. Dahinter folgen Kampagnenprognosen, Bestandsmanagement und Warenflussglättung (jeweils etwa 8–9 Prozent).
Das Schlusslicht bei den Einsatzfeldern bilden mit unter 5 Prozent Markdown-Optimierungen, die Einbindung von Wetterprognosen für Filialbelieferungen und die Platzierungsplanung in den Filialen unter Berücksichtigung der Belieferungsfrequenz (über 70 Prozent haben diese noch nicht erfolgreich umgesetzt).
Sinnvoll im Kampf gegen Regallücken
Auf die Frage nach den positiven Auswirkungen, die KI mit sich bringen könnte, nannten die Teilnehmer zu 76 Prozent die Bestandsoptimierung und mit 80 Prozent die Erhöhung der Warenverfügbarkeit als wesentliche Bereiche für Verbesserungen.
An zweiter Stelle steht die Erhöhung der Lieferzuverlässigkeit, die von 52 Prozent der Befragten als besonders wichtig eingestuft wurde. Anwendungen wie die Steigerung der Effizienz von Filialprozessen, die Verkürzung von Durchlaufzeiten und die Senkung von Handlingkosten wurden ebenfalls als mögliche Bereiche genannt, die von KI-Anwendungen profitieren könnten.
Akzeptanzprobleme bremsen Einsatz
Die am häufigsten gegen die Einführung KI-getriebener Systeme genannten Gründe: Investitionskosten sowie der Mangel an qualifizierten Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt. Aber auch Akzeptanzprobleme durch die Mitarbeiter im eigenen Unternehmen sprechen laut der Befragten gegen eine Einführung.
Tatsächlich nehmen Beschäftigte im Einzelhandel KI oft als Bedrohung wahr, die ihre Jobs gefährdet: Die Einführung entsprechender Systeme muss also gut geplant sein und mit einem durchdachten Change-Management einhergehen. Auch die unzureichende Verfügbarkeit und Qualität der benötigten Daten wird als Hürde genannt.
KI als Antwort auf aktuelle Herausforderungen
Dass KI weder ein Allheilmittel die neuen Herausforderungen der Branche ist noch den Menschen ersetzen kann, steht außer Frage. KI ermöglicht Händlern jedoch, schneller bessere Entscheidungen zu treffen – ein unbezahlbares Plus in einer Branche, in der Millionen von Warenflüssen gesteuert werden müssen.
Wird künstliche Intelligenz in der Handelsoptimierung angewendet, liefert sie erstaunliche Ergebnisse: höhere Gewinnspannen und Umsätze, reduzierter Verderb und effektivere Auslastung von Bestand und Kapazitäten. Die Vorteile für den Einzelhändler, seine Kunden und auch für die Umwelt sind immens. Der Einsatz von KI in einem Einzelhandelsbetrieb muss jedoch stets sorgfältig und praxistauglich geplant werden.