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Kaufland kommissioniert automatisch mit Robotik von Vanderlande

Das Kaufland Logistikzentrum in Geisenfeld bei Ingolstadt arbeitet nach einer dreijährigen Ausbauphase weitgehend automatisiert. Die Technologie für das neu in Betrieb genommene Hochregallager am Standort liefert der niederländische Spezialist für Prozessautomatisierung Vanderlande. Das High-Tech-Verteilzentrum gilt als Vorbild für die anderen Logistikstandorte des Retailers. Einige der Lösungen hatte das Unternehmen speziell für den Standort entwickelt oder angepasst.

Kaufland hatte bereits im Jahr 2020 die Entscheidung getroffen, den Standort Geisenfeld zu einem nahezu vollautomatisierten High-Tech-Lager umzugestalten. Die Technologien dafür führte das Unternehmen der Schwarz Gruppe sukzessive in den einzelnen Lagerabschnitten ein. Mit dem zu der Anlage gehörenden, innovativen Hochregallager für die vereinzelten Handelseinheiten konnte der Retailer die Lagerkapazität vergrößern, ohne die Fläche zu erweitern. Die Lagerfläche beträgt jetzt 120.000 Quadratmeter. Täglich kommissioniert die Robotik im Food-Bereich bis zu 185.000 Kolli.

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Das Depalettieren übernimmt zum größten Teil die Robotik. Nach der Vereinzelung der Handelseinheiten räumen Regalbediengeräte diese automatisch in das innovative von Vanderlande mit Kaufland entwickelte Adapto-Hochregallager. Dort verbleiben sie, bis die Ware benötigt wird. Das Ein- und Auslagern übernehmen 200 Shuttle-Fahrzeuge von Vanderlande in einer Weise, die dem Handelsunternehmen jede Menge Fördertechnik zum Sortieren der Handelseinheiten nach der Auslagerung erspart. Anschließend stellen eine innovative Automatisierungs-Technologie, die 12 Roboter-Greifarme mit Schiebern kombiniert, die Ladungsträger für die einzelnen Filialen individuell zusammen. Die Produkte werden dabei in der Reihenfolge angeordnet, die dem Layout der entsprechenden Filiale entspricht.

Autonome Transportfahrzeuge von Vanderlande nutzen Sensorik und smarte Software zur Navigation. (Foto: Kaufland)
Autonome Transportfahrzeuge von Vanderlande nutzen Sensorik und smarte Software zur Navigation. (Foto: Kaufland)

Smarte Software steuert den Warentransport

Die Robotik foliert dann vollautomatisch alle Ladungsträger, auch solche, die wegen der Beschaffenheit der Ware noch manuell bestückt wurden. Autonome Transportfahrzeuge befördern dann jeweils zwei der gepackten Paletten in der richtigen Reihenfolge zum Warenausgang. Die sogenannten Guided Vehicles ersetzen herkömmliche Gabelstapler.  Sie nutzen Kameras und Sensoren zum Navigieren und können Hindernissen ausweichen.

Die Lösung hierfür hat Vanderlande für Kaufland individuell angepasst. Konrad Ott, Projektleiter Automatisierung Geisenfeld, berichtete der Lebensmittel Zeitung, dass die Fahrzeuge in der Standard-Ausführung zu langsam waren und einen zu großen Bewegungsraum zum Rangieren benötigten. Mittels Software, die der Technologieanbieter an Flughäfen bei Fahrzeugen zum Befördern von Gepäck einsetzt, konnte dieser das Problem beheben.

Die automatische Kommissionier- Anlage für Obst und Gemüse kommt von BSS Bohnenberg. (Foto: Kaufland)
Die automatische Kommissionier- Anlage für Obst und Gemüse kommt von BSS Bohnenberg. (Foto: Kaufland)

BSS Bohnenberg automatisiert Obst und Gemüse Kommissionierung

Auch die Kommissionier-Anlage für Obst und Gemüse ist eine kundenspezifische Entwicklung. Diese hatte Kaufland gemeinsam mit BSS Bohnenberg konzipiert. Der Großflächen-Betreiber der Schwarz Gruppe hat sie auch an seinen Logistik-Standorten Dortmund, Möckmühl, Lübbenau und Osterfeld bereits im Einsatz.  Die automatische Kommissionier-Anlage (AKA) kann pro Tag bis zu 50.000 Kolli zusammenstellen und unterschiedliche Kombinationen aus verschiedenen Transportboxen verarbeiten. Für dieses Projekt hatte Kaufland in diesem Jahr einen Reta-Award des EHI Retail Institutes gewonnen. 

Bezogen auf das gesamte Verteilzentrum nannte Konrad Ott gegenüber der Lebensmittel Zeitung einen Anteil von 60 Prozent, der zurzeit automatisiert kommissioniert wird. Mitarbeiter übernähmen die Vereinzelung, wenn Produkte nicht für die Automatisierung geeignet seien. Man spreche mit den Lieferanten, um die Verpackung möglichst anzupassen.

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Joachim Pinhammer

Joachim Pinhammer unterstützt als Retail Experte Handels- und Technologie-Unternehmen durch Beratung und Marketing-Expertise. Er war als Senior Analyst und Director Retail Technology bei der Analysten-Gruppe Planet Retail tätig. Davor war er als Director Marketing der Wincor Nixdorf AG (heute Diebold Nixdorf) verantwortlich für den internationalen Marketingauftritt der Retail Division des Unternehmens. Joachim Pinhammer ist regelmäßiger Sprecher auf Veranstaltungen der Messe Düsseldorf (EuroShop und EuroCIS), des EHIs und anderen Branchen-Events. Er veröffentlicht Fachbeiträge in Magazinen und Online-Foren der Branche.

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