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Peek&Cloppenburg Düsseldorf ersetzt SAP komplett durch Oracle

Das elftgrößte Textilhandels-Unternehmen Deutschlands zieht nach über 10 Jahren Projektlaufzeit den Stecker seines SAP Retail-Projektes: Peek&Cloppenburg Düsseldorf hat Ende vergangenen Jahres beschlossen, SAP komplett durch Lösungen von Oracle zu ersetzen. Das Projekt zur Einführung von Oracle Retail als Warenwirtschafts-System hat bereits begonnen.

Unterstützt wird das Handelsunternehmen durch den Implementierungs-Partner Retail Consult, der die Lösung 2003 auch bei Marktkauf eingeführt hatte. Damals gehörte das System, das von Retek kommt, noch nicht zu Oracle. Den Wert von Retek für den Handel hatte auch SAP erkannt, ging aber in einem gigantischen Bieterstreit mit Oracle 2005 leer aus. Das begehrte US-amerikanische Warenwirtschafts-System Retek ging an Oracle.

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Besonders dramatisch für SAP dürfte jetzt sein, dass Peek&Cloppenburg Düsseldorf sogar in den Bereichen Finance und Controlling die Lösungen des Walldorfer Softwareriesen rausschmeißen und durch Oracle ersetzen möchte. Das Textilhandels-Unternehmen hatte sich vor über 10 Jahren für SAP Retail entschieden und die warenwirtschaftlichen Lösungen auf der Großhandelsstufe auch erfolgreich eingeführt. Nach den Aussagen von Projektmitarbeitern kam SAP Retail aber auf der wichtigen Einzelhandelsstufe nie vollständig zum Einsatz.

Serialisierung wurde zum Verhängnis

Der große Fehler in dem Projekt, berichten mehrere Projektbeteiligte unabhängig voneinander, sei gewesen, die so genannte Serialisierung von Peek&Cloppenburg in SAP abbilden zu wollen. Unter Serialisierung verstand das Handelsunternehmen seinerseits seine ungewöhnliche Praxis, jeden einzelnen Artikel mit einer individuellen Nummer durch die Systeme verfolgen zu wollen. Ein Verfahren, das wegen der vollständigen Rückverfolgbarkeit bei Frischfleisch durchaus wünschenswert, für den Textilhandel aber etwas zu viel des Guten ist.

Inzwischen hat Peek&Cloppenburg die Serialisierung seiner Ware aufgegeben. Das SAP Retail-Projekt scheiterte auf der Einzelhandels-Stufe jedoch unter anderem daran, zu versuchen, diese Serialisierung in SAP abbilden zu wollen. Das System des Walldorfer Softwareriesen war dazu nicht in der Lage. Nach Auskunft von Projektbeteiligten hätte SAP aber erklärt, es würde doch gehen. Dies habe zu erheblichen Verzögerungen und zusätzlichen Kosten der SAP Retail-Einführung geführt, welche nun endgültig beendet wurde.  

Planungslösungen von Oracle bei P&C etabliert

Lösungen von Oracle sind Peek&Cloppenburg Düsseldorf keineswegs neu. Bereits seit 2013 arbeitet das Unternehmen erfolgreich mit den Planungslösungen Oracle Merchandise Financial Planning und Oracle Assortement & Item Planning. Aber auch das wichtige Demand Forecasting und die Lösung Size Profile Optimization von Oracle hat Peek&Cloppenburg im Einsatz. Implemetierungspartner dieser Lösungen waren die Spezialisten von Quickborn. Dass SAP in diesem Planungs-Bereich seinerseits nichts Adäquates anbieten konnte, war damals auch für andere große Textilhändler mit SAP Retail, wie dem KarstadtQuelle-Konzern ein Problem.

Bei der Entscheidung für ein neues Warenwirtschafts-System im vergangenen Jahr hat sich Peek&Cloppenburg von der Boston Consulting Group (BCG) beraten lassen. Als ein wichtiger Referenzkunde unter den Oracle Retail-Anwendern zählte bei der Auswahl der französische Warenhausbetreiber Galeries Lafayette.

Offizielle Anfragen des Retail Optimisers an Peek&Cloppenburg Düsseldorf zum Thema blieben bislang unbeantwortet. In Deutschland gibt es noch ein weiteres Unternehmen mit dem Namen Peek&Cloppenburg, das seinen Sitz in Hamburg hat. Zur Unterscheidung nennt der Retail Optimiser daher den Firmensitz im Zusammenhang mit dem Unternehmensnamen.

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Björn Weber

Björn Weber ist seit über 20 Jahren als Journalist, Analyst und Berater auf den Einzelhandel und die Konsumgüterindustrie spezialisiert. Bevor er die Agentur Fourspot gründete, bei der The Retail Optimiser erscheint, leitete er die internationale Analysten-Gruppe LZ Retailytics. Zuvor war er Research Director Retail Technology und Deutschlandchef von Planet Retail. Björn Weber war davor acht Jahre lang Redakteur für IT & Logistik-Themen der Lebensmittel Zeitung. Björn Weber ist Mitglied der Jury des Retail Technology Awards (Reta Europe) des EHIs. Er ist regelmäßiger Sprecher auf Veranstaltungen des EHIs, der NRF, der Branchenmedien sowie des Consumer Goods Forums.

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