Trigo, der israelische Anbieter von Scanless-Store-Technologien, bringt eine Lösung in den Markt, die verspricht, mittels Computer Vision und KI mögliche Fälle von Ladendiebstahl zu erkennen. Sie soll mittels CCTV-Kameras die Bewegungen der Kunden anonymisiert verfolgen und erkennen, welche Artikel sie aus den Regalen nehmen. Die Software vergleicht diese dann mit der gescannten Ware und erzeugt bei Abweichungen einen Alarm.
Die Lösung soll für unterschiedlichste Checkout-Varianten funktionieren, traditionelle bediente Kassen, Self-Checkouts, Self-Scanning sowie Self-Scanning mit mobilen Geräten. Sie gebe dem Sicherheitspersonal Warnmeldungen in Echtzeit, solange sich die Verdächtigen noch vor Ort befänden. Dabei bleibe die Privatsphäre der Kunden jederzeit geschützt, biometrische Daten würden weder genutzt noch gespeichert.
Eine bestehende CCTV-Infrastruktur könne für die Anwendung genutzt werden. Deshalb sollen keine nennenswerten Investitionen in neue Hardware erforderlich sein. Der Anbieter gibt an, dass lediglich eine Verbindung zum bestehenden Netzwerk Video Recorder (NVR) hergestellt werden müsse sowie eine Integration mit dem POS-System erforderlich sei.
Scanless Stores befinden sich noch im Versuchsstadium
Die Trigo Software ermöglicht den Betrieb von Scanless Stores und kann auch für die Bestandsüberwachung und die Kontrolle von Regal-Layouts genutzt werden. Sowohl die Rewe Group als auch Tesco haben in die Technologie des Anbieters investiert. Auch Auchan und Edeka testen die Lösung. Aldi Nord hat seinen Piloten im niederländischen Utrecht inzwischen aufgegeben.
Während Handelsunternehmen bedienerlose Mini-Supermärkte mit unterschiedlichen Lösungen inzwischen in wachsender Zahl ausrollen, sind die Versuche, auch größere Store-Formate ohne Scanning zu betreiben, bisher nicht über das Pilot-Stadium hinausgegangen. Offenbar sind KI und Computer Vision allein derzeit nicht in der Lage, jeden einzelnen Artikel eindeutig zu identifizieren. So berichteten Medien im Frühjahr des vergangenen Jahres, dass für Amazon Go über tausend Menschen an Monitoren in Indien über Zweifelsfälle entscheiden würden. Der Retail Optimiser berichtete.
Diebstahl im Handel nimmt zu
Offensichtlich verspricht sich Trigo vertriebliche Erfolge vom Einsatz der Software als Problemlöser bei der wachsenden Bedrohung der Handelsmargen durch Inventurdifferenzen. Tatsächlich haben die Diebstähle im Einzelhandel in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Für das Jahr 2024 ermittelte das EHI Retail Institute einen Anstieg der angezeigten Ladendiebstähle um 23 Prozent, wertmäßig entspreche dies 15 Prozent. In den USA stiegen die Shoplifting-Zahlen, wie Branchendaten und FBI-Statistiken belegen, innerhalb von vier Jahren um 93 Prozent.
Viele Handelsunternehmen werden eine Lösung begrüßen, welche die Bilder der CCTV-Kameras ohne Personal zu binden automatisch analysiert und zuverlässig auf Diebstahlsversuche hinweist. Allerdings bleiben Zweifel, inwieweit die Software tatsächlich besser als bestehende Lösungen, alle oder nahezu alle Fälle zuverlässig aufdecken kann. Auch ein umfangreiches Kamerasystem wird nicht in allen Situationen jede Kundenbewegung genau einfangen können. Sollte die Trigo-Software tatsächlich die entnommenen Artikel eindeutig erkennen und zuordnen können, stellt sich die Frage, warum dann überhaupt noch gescannt werden muss.
