Self-Scanning kommt in Deutschland schleppend voran
Von Björn Weber und Regina Wagner
„Nur drei Handelsunternehmen in Deutschland kommen auf eine Nutzungsrate von über einem Prozent beim Self-Scanning mit der App”, berichtet Frank Horst, Leiter des Fachbereiches Sicherheit und Inventurdifferenzen beim EHI diese Woche auf den Technologie Tagen des Institutes in Bonn. Das EHI hat in einer aktuellen Markterhebung untersucht, in welchem Umfang mobile Self-Scanning-Systeme, von Kunden deutscher Handelsunternehmen genutzt werden. Dafür befragte das Institut im September und Oktober dieses Jahres 15 filialisierte Händler anhand eines strukturierten Interviewleitfadens, die bereits in mehreren Stores App-Lösungen umgesetzt haben. Die befragen Handelsunternehmen bieten in Deutschland ihren Kunden insgesamt in rund 1.100 Stores Self-Scanning per App an. Weiter verbreitet als die Nutzung von Apps zum Self-Scanning sei die Verwendung von Handscannern des Retailers: Hier liege die Nutzungsrate in Deutschland rund 10 mal höher.
Auf der Bühne in Bonn diskutierten Vertreter des deutschen Handels die überraschend seltene Nutzung der Self-Scanning-Angebote durch ihre Kunden. Einig waren sie sich, dass eine umfassende Schulung aller Mitarbeiter auf der Verkaufsfläche und höhere Marketing-Investments in den Bereich nötig sind, mehr Kunden in Deutschland zum Ausprobieren des Self-Scannings zu ermutigen.
Steffen Göhrig von dmTech, der IT-Tochter des führenden Drogeriemarktbetreibers, deutete an, dass Self-Scanning in Zukunft Teil der dm-App sein wird. Allerdings werde dm damit nicht in Deutschland starten. „Osteuropäische Märkte sind hier viel weiter“, sagte Göhrig. Auch die Self-Checkouts, die dm gerade in ausgewählten deutschen Märkten einführt, werden in Osteuropa eine stärkere Bedeutung haben. In Polen, wo dm in diesem Jahr seine erste Filiale eröffnete, soll zukünftig jeder Markt mit Self-Checkouts ausgerüstet werden.
Nur jeder 150. Kunde nutzt sein Smartphone fürs Scanning
Das EHI Retail Institute kam in der Markterhebung zu dem Ergebnis, dass im Durchschnitt aller befragten Handelsunternehmen nur 0,67 Prozent und damit nur jeder 150. Kunde seinen Einkauf mit dem eigenen Smartphone über eine App erfasst. Die Bandbreite der Unternehmensdurchschnitte der befragten Retailer von 0,15 bis 1,92 Prozent zeigte außerdem, dass bei der Mehrheit der Handelsunternehmen weniger als 0,5 Prozent der Kunden mit dem eigenen Smartphone scannen. Eine höhere Nutzungsrate von mehr als einem Prozent konnte nur bei drei der befragten Händler nachgewiesen werden.
Eine höhere Nutzungsrate von über 2,5 Prozent konnte lediglich auf Store-Ebene in einzelnen Filialen bei drei der befragten Handelsunternehmen realisiert werden. Das EHI Retail Institute kam bei der Betrachtung der niedrigsten Nutzungsrate außerdem zu dem Ergebnis, dass es derzeit in allen befragten Handelsunternehmen Stores gibt, in denen das Scanning mittels App kaum durch die eigenen Kunden, sondern manchmal fast ausschließlich durch die eigenen Mitarbeiter genutzt wird.
Anders als bei der App, konnte das EHI sowohl für das Self-Scanning mit einem Handscanner als auch für das Erfassen der Artikel mit einem Gerät, welches an einem Einkaufswagen fest installiert ist, eine deutlich höhere Nutzungsrate (je sieben Prozent) durch Kunden der befragten Handelsunternehmen feststellen.
Kunden der befragten Händler, die mittels App ihren Einkauf scannten und abschlossen, anstatt an einer stationären Kasse zu bezahlen, generierten einen höheren Umsatzanteil. Die Bandbreite reicht laut Angaben des EHI vom etwa 1,1-fachen bis zum 1,9-fachen der sonst üblichen Einkaufsbeträge.