Checkout ohne Auspacken
Die Regionalgesellschaft Edeka Minden-Hannover ermöglicht Kunden seit dem Jahr 2019 in einer wachsenden Zahl von Märkten das Einkaufen mit dem Easy Shopper des Anbieters Pentland Firth. Bis heute hat das Unternehmen 166 Verkaufsstellen, davon 70 Regiemärkte und 96 von selbstständigen Einzelhändlern geführte Märkte, mit den intelligenten Einkaufswagen ausgestattet. Der Retail Optimiser besuchte zwei Regiemärkte, den Marktkauf Espelkamp sowie den Marktkauf Lübbecke und konnte dort sowohl mit den jeweiligen Marktleitern als auch mit Kunden, die zur Zeit des Besuchs den Easy Shopper nutzten, sprechen.
Laut Rollout-Plan der Edeka Minden-Hannover sollen bis Ende des Jahres 173 Märkte den Service anbieten. Das Handelsunternehmen plant auch im kommenden Jahr, weitere Märkte damit auszustatten. Nach Angaben des Herstellers ist dies mit insgesamt 6.400 installierten Systemen das weltweit größte Projekt mit dieser Art von Technologie. Bisher allerdings auch das einzige für den Easy Shopper. Der Technologieanbieter erklärte dem Retail Optimiser, dass er mit Hochdruck daran arbeite, in den nächsten Monaten Pilot-Projekte im Ausland starten zu können.
Der Marktkauf Espelkamp verfügt inklusive eines Getränkemarkts über eine Verkaufsfläche von 6.500 Quadratmetern und bietet seinen Kunden ein Sortiment von rund 60.000 Artikeln. In diesem Markt befinden sich Easy Shopper in der Premium-Variante bereits seit Oktober 2019 im Einsatz. Es war der dritte Standort, an dem die Edeka Minden-Hannover die neuen Einkaufswagen installiert hat. Inzwischen laufen hier Geräte der zweiten Generation, die mit einigen Verbesserungen ausgestattet sind. So verfügen sie beispielsweise über eine größere Ablagefläche für die Ware und optimierte Ladetechnik. Insgesamt stehen Kunden im Marktkauf Espelkamp 92 Systeme zur Verfügung. Sie parken in insgesamt fünf Ladestationen, die jeweils 18 der Easy Shopper aufnehmen können. Zwei der Stationen befinden sich innerhalb des Marktes, drei weitere auf dem Parkplatz. Die Boxen verfügen über Ladeschienen am Boden, über die der Akku des Einkaufswagens während der Ruhezeiten aufgeladen wird.
Pionier des Easy Shoppers
Marktleiter Karl Kordes erklärte dem Retail Optimiser, dass die Vorbereitungen und baulichen Maßnahmen etwa sechs Monate in Anspruch genommen hätten. Die eigentliche technische Installation der Systeme sei dann in wenigen Tagen erfolgt. Die Mitarbeiter seien sorgfältig geschult worden. Es hätte bei ihnen keinerlei Vorbehalte gegen den Einsatz der neuen Technologie gegeben. Im Gegenteil, betont Karl Kordes, hätten sie sich auf die Systeme gefreut. Es gäbe keine Einsparungen beim Personal. „Mitarbeiter werden nicht entlassen, sondern entlastet“, beteuert er. Es gehe ihm vor allem um Service und Frische. Das Personal könne sich stärker um die Betreuung der Kunden und die Pflege der Warenbestände kümmern.
„Unsere Kunden sind vom ersten Tag an gut mit der neuen Technologie klargekommen“, berichtet Kordes, und betont, dass alle Altersklassen den Easy Shopper nutzen. „Gerade Ältere bevorzugen den Einkauf mit dem intelligenten Einkaufswagen“, sagt er. Dieser biete viele praktische Vorteile. Kunden müssten die Ware nicht mehrfach ein- und ausladen. Sie könnten die Produkte nach dem Scannen gleich in Einkaufstaschen oder Klappboxen einsortieren. Da der Easy Shopper-Premium an den Seiten offen ist, können die Kunden ihre Einkaufstaschen oder Einkaufskörbe direkt in den Kofferraum ihres Autos schieben.
Kunden werden durch den Markt geführt
Während des Einkaufs unterstützt der intelligente Einkaufswagen mit seinem großen Touchscreen Kunden bei der Auswahl der Produkte. In Verbindung mit der Easy Shopper-App können sie ihre Einkaufsliste laden und diese in der Reihenfolge des Store-Layouts abarbeiten. Das System navigiert den Käufer bei Bedarf zum richtigen Regalplatz.
Nach dem Scannen eines Artikels sieht der Kunde am Display sofort den korrekten Preis. Darüber hinaus wird ihm die Zwischensumme angezeigt, so dass die Höhe des Kassenbons stets transparent bleibt. Am unteren Rand des Bildschirms kann der Markt auf besondere Angebote oder passende Ergänzungsartikel aufmerksam machen. Zum Checkout zahlen Easy Shopper-Kunden direkt in der App oder an einer speziell eingerichteten Easy Shopper-Kasse.
Kundenbindung wächst
Karl Kordes ist überzeugt, dass diese Eigenschaften dazu beitragen, dass die Kundenbindung an seinen Markt steigt. „Der Easy Shopper wird primär für Wocheneinkäufe genutzt“, sagt der Marktleiter. Demnach sei der durchschnittliche Kassenbon generell höher als bei dem klassischen Einkauf. An starken Tagen, wie beispielsweise am Donnerstag, an dem in vielen Edeka-Märkten für Einkäufe ab 75 Euro ein Gutschein über 5 Euro ausgegeben wird, warten Kunden oftmals auf freiwerdende Easy Shopper. „An diesen Tagen beträgt der Umsatzanteil der mit dem Easy Shopper getätigten Einkäufe bis zu 43 Prozent“, erklärt Karl Kordes und freut sich, dass viele sogenannte Wechselkunden, die früher nur gelegentlich den Markt besucht hätten, inzwischen zu Stammkunden geworden seien.
Um mögliche Inventurdifferenzen zu minimieren, gibt es diverse technische, mit KI unterstützte Mechanismen, die zur Diebstahl- und Missbrauchsprävention genutzt werden. Beispielweise werden die in den Einkaufswagen gelegten Produkte über eine eingebaute Waage und eine Kamera mit den gescannten Waren abgeglichen.
Eine andere Variante der Easy Shopper-Lösung setzt der Marktkauf in Lübbecke ein. Hier entschied sich die Edeka Minden-Hannover für die neue Variante Easy Shopper-Light. Hierbei ist der Touchscreen mit einem integrierten Scanner ausgerüstet. Das System ist am Handgriff eines traditionellen Einkaufswagens angebracht, der ansonsten über keine besonderen Einbauten verfügt. Das System wird auch nicht über eine Ladeschiene aufgeladen, sondern über einen speziellen Stecker an der Seite des Geräts. Dies geschieht über Nacht. Die Akkuladung reicht dann bis zu zwei Tagen für den Betrieb.
Erfahrungen mit der Light-Variante
Der Marktkauf in Lübbecke wurde im Dezember 2022 neu eröffnet, nachdem der frühere Standort geschlossen wurde. Auf 2.400 Quadratmetern bietet der Markt rund 30.000 Artikel. Darüber hinaus befindet sich etwa 500 Meter entfernt ein Getränke- und Fachmarkt mit weiteren 1.400 Quadratmetern Verkaufsfläche. Am neuen Standort wurden zur Eröffnung 20 der intelligenten Einkaufswagen implementiert. Kurz darauf wurde bereits auf 30 Systeme aufgestockt.
Marktleiter Donjet Morina berichtete dem Retail Optimiser, dass sein Markt erst der zweite Standort gewesen sei, der die neue Light-Version pilotiert habe. Das Light- System ist seit Ende 2022 verfügbar. Seither habe man dazugelernt und das System weiter optimiert. So sei der Lademechanismus verbessert worden. Auch habe es anfangs bei kalter Witterung vereinzelt Systemausfälle gegeben, die inzwischen nicht mehr vorkommen. Die Easy Shopper können von Kunden auch am Parkplatz abgestellt werden. Das Personal führe sie dann an die Ladestation im Gebäude zurück.
Wachsender Umsatzanteil
Donjet Morina bestätigt ebenfalls, dass seine Mitarbeiter die Arbeit mit den intelligenten Einkaufswagen als angenehm empfänden. Zur Einarbeitung konnten sie sich an anderen Standorten mit dem Easy Shopper vertraut machen. Auch die Kunden hätten das System angenommen. „Der Wagen kommt gut an“, versichert der Marktleiter. „Inzwischen tragen die Easy Shopper-Kunden 17 Prozent zum Umsatz unseres Marktes bei – und der Anteil steigt beständig“, ergänzt Donjet Morina.
Der Markt in Lübbecke bietet für Kunden mit kleineren Warenkörben auch zwei Self-Checkout-Systeme von NCR, die mit Bargeldautomaten von Glory ausgerüstet sind. Auch hier kann der Easy Shopper-Kunde zahlen. In dieser Zone gibt eine Schranke den Weg frei, wenn der bezahlte Kassenbon dort eingescannt wird.
Produktteam unterstützt Märkte
Die Edeka Minden-Hannover hat für den Easy Shopper- Rollout ein spezielles Team zusammengestellt, das unter anderem die Mitarbeiter in den Märkten bei der Einführung begleitet. Das Team arbeitet eng mit dem Technologieanbieter Pentland Firth zusammen, um die Systeme weiterzuentwickeln.
Die Entscheidung, ob die Premium- oder die Light-Variante des Easy Shoppers in einem Markt eingesetzt wird, trifft das Unternehmen standortabhängig. Für das Light-System sind keine besonderen baulichen Maßnahmen nötig. Die Implementierung im Markt kann wesentlich schneller erfolgen und benötigt nur wenige Wochen. Das Unternehmen ermöglicht den Märkten zusätzlich den Mischbetrieb mit beiden Systemen.
Retail Optimiser Bildergalerie
Alle Fotos: Retail Optimiser / Joachim Pinhammer
Viele nutzen den Easy Shopper bei jedem Einkauf
Der Retail Optimiser konnte im Rahmen seiner Marktbesuche auch direkt mit Kunden sprechen. Dies waren sowohl erfahrene Anwender als auch solche, die zum ersten Mal mit dem Easy Shopper eingekauft haben. Alle gaben an, gut mit dem Gerät zurecht zu kommen. Viele der Befragten berichteten, nur noch mit dem Easy Shopper einzukaufen. Die meisten der Nutzer der Premium-Systeme hatten diese mit eigenen Klappboxen oder den speziellen wiederverwendbaren Einkaufstaschen mit Easy Shopper-Aufdruck bestückt. Diese waren in den Märkten zur Einführung kostenlos ausgegeben worden.
Alle Kunden betonten, dass sie vor allem deshalb gern mit dem Easy Shopper einkauften, weil sie die Ware nicht mehrfach anpacken und umpacken müssen. Sie könnten diese gleich in Taschen oder Boxen systematisch einsortieren und dann direkt in den Kofferraum laden. Besonders einige ältere Kundinnen fanden es hilfreich, dass der Premium-Shopper keine Seitenwände habe. Die schwere Einkaufstasche müsse nicht mehr angehoben werden, sondern könne direkt in den Kofferraum geschoben werden. Ein Kunde in Lübbecke, der die Premium-Variante bei Einkäufen in einem anderen Markt kennengelernt hatte, vermisste diese Eigenschaft bei seinem Easy Shopper-Light.
Store Manager App unterstützt Marktleiter und Mitarbeiter
Der Retail Optimiser konnte während seines Besuchs keine Kunden beobachten, die beim Einkauf mit dem Easy Shopper Hilfe benötigten. Für diesen Fall kann der Kunde über das System jederzeit einen Mitarbeiter rufen. Dieser erhält über die sogenannte Store Manager-App eine Nachricht. Die App nutzen Marktleiter und Mitarbeiter unter anderem auch zu Zwecken der Wartung und Benutzerverwaltung. Dank Automatisierung spart die App Zeit und Kosten und sei nach Aussage des Anbieters ein besonderes Alleinstellungsmerkmal.
Pentland Firth ist ein Software-Unternehmen mit Sitz in München. Es entwickelte das Easy Shopper-System im Jahr 2015 unter dem Namen Whiz-Cart. Mit der Regionalgesellschaft Edeka Minden-Hannover arbeitet der Technologieanbieter seit 2017 zusammen.
Das Video mit englischen Untertiteln erläutert die Funktionsweise des Easy Shoppers. (Video: Pentland Firth)