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Sainsbury’s ersetzt Oracle durch SAP Retail

J Sainsbury hat sich für SAP Retail als neues Warenwirtschaftssystem für seine Sainsbury’s-Märkte entschieden. Damit trennt sich das zweitgrößte britische Handelsunternehmen nach 22 Jahren von seinem System Retek, das kurz nach der Einführung bei Sainsbury’s vom US-amerikanischen Software-Giganten Oracle im Jahr 2005 übernommen worden war.

Sainsbury’s war damals das erste große Lebensmittel-Handelsunternehmen, dass Retek einführte. Kurz nach der Übernahme der Lösung durch Oracle hatte sich auch der britische Marktführer Tesco für Oracle Retek entschieden.

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Sainsbury’s möchte SAP Retail nun als Cloud-Lösung einführen und hat dafür nicht nur mit SAP, sondern auch mit dem Beratungs-Riesen Accenture und Amazon Web Services (AWS) großvolumige Verträge abgeschlossen. Das IT-Mammut-Projekt ist auf mehrere Jahre Laufzeit ausgelegt.

Die Wahl von Accenture überrascht

Dass ausgerechnet das Beratungshaus Accenture wieder mit an Bord ist, überrascht Branchen-Kenner. Denn Accenture wurde 2004 von Sainsbury‘s für das krachende Scheitern des – als seinerzeit größtes IT-Outsourcing im europäischen Handel geltenden – Projektes verantwortlich gemacht. So hatte der damals neu angetretene Sainsbury‘s-Chef Justin King in einer Bilanzpressekonferenz im Oktober 2004 das Outsourcing großer Teile der IT-Mannschaft an Accenture und die Arbeit des Beratungshauses für mangelnde Warenverfügbarkeit und den sinkenden Marktanteil verantwortlich gemacht.

Justin King, der bis 2014 CEO von J Sainsbury war, beschrieb in 2004 die Verlagerung der IT-Kompetenz an Accenture als einen schwerwiegenden Fehler. Bereits zwei Jahre später wurde der Outsourcing-Vertrag mit Accenture rückabgewickelt, Vermögenswerte, Verträge mit Drittparteien und etwa 470 Mitarbeiter an Sainsbury’s zurück übertragen.

Maßgeschneiderte Kundenbindung

Mit dem aktuellen Transformationsprogramm möchte Sainsbury fit werden für seine sogenannte Next Level-Strategie. Mit dieser zielt das Handelsunternehmen darauf ab, Marktanteile im Lebensmittelhandel zurückzugewinnen, die Kundenbindung durch eine verbesserte Treueplattform zu stärken und die Effizienz der Einkaufsstätten durch Investitionen in Technologie zu steigern. Das Handelsunternehmen hatte sich gegenüber seinen Investoren verpflichtet, bis März 2027 Kosten in Höhe von einer Milliarde britischer Pfund einzusparen und den freien Cashflow signifikant zu erhöhen.

Sainsbury‘s plant mit der umfassenden Erneuerung seiner Geschäftssysteme, das Promotion-Management erheblich zu verbessern. Dies ermöglicht es Sainsbury’s, Produkte im Rahmen von Werbeaktionen flexibler zu verwalten und den Kunden ein individuelles Einkaufserlebnis zu bieten. Das Projekt würde nicht nur seinen Kunden zugutekommen, sondern auch die Kommunikation zwischen Mitarbeitern und Lieferanten vereinfachen und somit die Effizienz steigern. „Wir freuen uns, mit einem hervorragenden Partnernetzwerk von SAP, Accenture und AWS zusammenzuarbeiten, um unsere Handelssysteme, die das Herz unseres Geschäftsbetriebs sind, vollständig zu revolutionieren“, erklärt Rhian Bartlett, Chief Food Commercial Officer bei Sainsbury’s.

Neue Verträge auch mit NCR Voyix

Sainsbury’s hat vor kurzem auch beschlossen, seine Zusammenarbeit mit NCR Voyix auszubauen. Der Retail Optimiser berichtete. Das britische Handelsunternehmen hatte 2002 die aus Israel stammende POS Software-Lösung Retalix gemeinsam mit dem Warenwirtschaftssystem Retek eingeführt. NCR hatte Retalix im Jahr 2013 übernommen.

Vergangenen Monat hat Sainsbury’s einen Zusatzvertrag zu seiner auf 20 Jahre angelegten Geschäftsbeziehung mit dem Anbieter von POS Hard- und Software unterzeichnet. Sainsbury’s wird 22.500 Kassen in seinen Lebensmittelmärkten, Convenience Stores und Tankstellen mit der NCR Voyix Commerce-Plattform sowie Point-of-Sale-Lösungen der neuesten Generation aufrüsten.

 

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Björn Weber

Björn Weber ist seit über 20 Jahren als Journalist, Analyst und Berater auf den Einzelhandel und die Konsumgüterindustrie spezialisiert. Bevor er die Agentur Fourspot gründete, bei der The Retail Optimiser erscheint, leitete er die internationale Analysten-Gruppe LZ Retailytics. Zuvor war er Research Director Retail Technology und Deutschlandchef von Planet Retail. Björn Weber war davor acht Jahre lang Redakteur für IT & Logistik-Themen der Lebensmittel Zeitung. Björn Weber ist Mitglied der Jury des Retail Technology Awards (Reta Europe) des EHIs. Er ist regelmäßiger Sprecher auf Veranstaltungen des EHIs, der NRF, der Branchenmedien sowie des Consumer Goods Forums.

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