dm sieht keine Chance für Self-Scanning mit Smartphone
Der deutsche Drogeriemarkt-Primus pflastert sein Filialnetzwerk mit Self-Checkouts. 3.000 Geräte von Pan Oston stehen bereits in Vertriebsstätten von dm und der Roll-out läuft weiter auf Hochtouren. Kaum ein weiteres Handelsunternehmen hat – relativ zur Anzahl seiner Vertriebsstätten gerechnet – je so viele Self-Checkouts in so kurzer Zeit in seine Stores gebracht wie dm. Während der Erfolg der laufenden Einführung der Geräte des niederländischen Spezialisten Pan Oston alle Erwartungen übersteigt, ist das Self-Scanning mit dem Smartphone der Kunden so gut wie verstorben bei dm.
„Die Nutzungsrate für das Self-Scanning mit der dm-App liegt auch in dem Land, in dem wir es flächendeckend eingeführt haben, bei unter zwei Prozent“, berichtete Steffen Göhrig, Produktverantwortlicher für Selfcheckout-Solutions bei dmTech, vergangene Woche auf den EHI TechDays in Bonn. Das Land, im dem dm das Scannen mit der App flächendeckend eingeführt hat, ist die Tschechische Republik, in der dm rund 260 Stores hat.
Aber auch in den beiden Filialen in Deutschland, in Stutensee und Karlsruhe-Oststadt, in denen der Drogeriemarkt-Betreiber seit vergangenem Jahr Self-Scanning mit des Kunden Smartphone testet, sei die Nutzungsrate unter zwei Prozent geblieben. „Wenn wir das Thema Self-Scanning während des Einkaufs überhaupt weiterverfolgen, dann mit smarten Einkaufswagen oder unter Umständen auch mit proprietären mobilen Scannern“, erklärte Steffen Göhrig in Bonn.
Self-Checkouts bereits in 1.000 Filialen
Seit dem Start der Einführung in 2022 (Der Retail Optimiser berichtete als erstes Medium darüber) hat der führende deutsche Drogeriemarkt-Betreiber über 3.000 Geräte von Pan Oston in rund 1.000 seiner europaweit rund 4.100 Filialen gebracht. Zahlreiche Vertriebsstätten haben nur noch einen einzigen bedienten Kassenarbeitsplatz, erste Stores zehn und viele acht Self-Checkouts installiert.
In manchen Filialen liege die Nutzungsquote bereits bei 70 Prozent, sagt der Produktverantwortliche: „Unsere Erwartungen wurden völlig übertroffen“. Zu den Ursachen des großen Erfolgs zählt sicher das platzsparende und elegante Design der Geräte von Pan Oston und die nutzerfeundliche Oberfläche für die Kunden, welche dmTech auf Basis ihrer Kassensoftware von Gebit selbst entwickelt hat.
Gleiche Hardware-Komponenten an SCO und bedienter Kasse
Pan Oston ermöglicht es dm, die Geräte mit den Hardware-Komponenten auszustatten, die auch an den bedienten Kassen zum Einsatz kommen. Dadurch spart der Drogeriemarkt-Betreiber erheblich Kosten beim Einkauf und auch bei der Wartung der Hardware.
Der Roll-out der Self-Checkouts ist noch lange nicht zu Ende und läuft weiter auf Hochtouren. Laut einer offiziellen Mitteilung von dm soll er in 2027 abgeschlossen werden. In fünf der 14 dm-Länder hat die Einführung von Self-Checkouts jedoch noch nicht begonnen.
Gigantische Nutzungsraten von Self-Checkouts
„90 Prozent unserer Märkte wünschen sich jetzt Self-Checkouts“, berichtete Steffen Göhrig vergangene Woche in Bonn. Die Begeisterung für die Lösung im Unternehmen und die hohe Nutzungsrate durch die Kunden hatte dm keineswegs erwartet. Auf Anfrage des Retail Optimisers bestätigt auch dm-Geschäftsführer Sebastian Bayer, dass das Kunden-Feedback auf die Self-Checkouts „sehr positiv sei“, vor allem für kleinere Einkäufe und in Zeiten hoher Kundenfrequenz im Markt.
Der Erfolg kommt für dm überraschend. Die ersten Konzepte für Self-Checkouts bei dm aus dem Jahre 2018 wurden nie umgesetzt – zu teuer war damals das Fazit. Viel mehr versprach sich dm damals vom Self-Scanning mit dem Smartphone der Kunden. Doch auch erste Gehversuche mit Snabble als Technologiepartner im Jahr 2020 wurden wieder auf Eis gelegt. Aus den gleichen Gründen wie heute: Die Nutzungsrate überstieg zwei Prozent nicht, verriet Steffen Göhrig jetzt auf den EHI TechDays.
Erfolg durch Einfachheit
Doch auch als die heutige, mit Pan Oston entwickelte Self-Checkout-Lösung 2021 in ersten Stores getestet wurde, seien die Filialen zurückhaltend, die Mitarbeiter skeptisch gewesen, berichtet Steffen Göhrig. Völlig verändert sei die Situation heute. Der Erfolg der Self-Checkout-Lösung hängt sicher mit ihrer Einfachheit und der Reduktion auf das Notwendige zusammen. Diese allerdings hat auch ihren Preis. So können die Kunden generell nicht bar bezahlen an den Self-Checkouts von dm.
Kontrollwaagen gibt es nicht und bis heute auch keine Kameras, die Vision Recognition-Software zur Identifikation von No-Scans und Fehl-Scans versorgen könnten. Ohne konkrete Angaben zu machen, in welchem Maße sich die Inventurdifferenzen durch die Einführung der Self-Checkouts vergrößert haben, erklärt dm-Geschäftsführer Sebastian Bayer gegenüber dem Retail Optimiser: „Wir setzen auf geschulte Mitarbeiter und Technik wie Videosysteme und Warensicherungen. Wichtig ist uns dabei immer, die Balance zwischen Prävention und einem vertrauensvollen, offenen Einkaufserlebnis zu wahren.“
Problem Inventurdifferenzen durch SCOs
Dass Inventurdifferenzen durch Self-Checkouts ein großes Thema bei dm sind, bestätigte Steffen Göhrig vergangene Woche in Bonn: „Ich kriege fast täglich Anrufe von Märkten, von Gebietsverantwortlichen, die mir ihr Leid klagen“, sagte der Produktverantwortliche: Die gestiegenen Inventurdifferenzen kippten „die Wirtschaftlichkeit von Self-Checkouts nicht, absolut nicht“, ihr Anteil sei aber so groß, dass es bei Betrachtung der Gesamtwirtschaftlichkeit weh täte.



