News

Obi erneuert seine IT radikal mit Microsoft, Blue Yonder, McKinsey und VusionGroup

Baumarktbetreiber Obi hat in rund 200 seiner deutschen Märkte elektronische Regalpreisetiketten der VusionGroup in ausgewählten Sortimentsbereichen eingeführt. Der internationale Roll-out der digitalen Labels startet derzeit, berichtete Obis CIO Tim Engler Anfang des Monats auf den EHI TechDays. Die Einführung ist Teil eines umfangreichen Digitalisierungs-Projektes des DIY Retailers, zu der auch die Einführung der Preis-Optimierungs-Lösung Periscope von McKinsey zählt.

Tim Engler berichtete in Bonn von der Runderneuerung der Systeme bei Deutschlands zweitgrößtem Baumarkt-Betreiber. Als ein wichtiges Ziel der Mammut-Umstellungen im Unternehmen nennt er die Omnichannel-Fähigkeit: „Wenn ich Coupons und Rabatte ausgebe, möchte ich, dass die online eingelöst werden können, aber ebenso an der Kasse im Store. Ich möchte, dass ich einen Online-Marktplatz-Artikel auch stationär kaufen kann und an der Kasse mit Third-Party-Payment bezahlen kann.“

Advertisement

Bei der Runderneuerung lässt Obi im Gegensatz zu seinen unmittelbaren Wettbewerbern Bauhaus und Hornbach auch weiterhin die Finger von SAP für seine warenwirtschaftlichen Prozessen. Deutschlands größter Software-Konzern erntet durch die erheblichen Kosten, die mit einem Upgrade auf SAP S/4HANA regelmäßig verbunden sind und der Unausgereiftheit der neuen Forecast-Lösung UDF sowie seines Assortement- und Allocation-Managements gerade viel Kritik aus Handelsunternehmen – und eben auch von Baumarkt-Betreibern.

Warenwirtschaft mit Microsoft Dynamics

Obi löst seine alte IBM AS400-Welt mit Microsoft Dynamics 365 ab und managed seine Produktstammdaten zukünftig mit Syndigo. Im Großhandel sei die Lösung bereits eingeführt. Microsoft Dynamics führt Obi nicht nur als Warenwirtschafts-System für alle Stufen ein, sondern auch in den Verteilzentren als Lagerverwaltungs-System. Dies sei bis auf einen letzten Standort bereits umgesetzt. Microsoft Office schmeißt Obi dagegen raus und ersetzt es durch Googles Workspace. „Wir sehen hier Google deutlich weiter vorne, vor allem bei der Integration von KI in diese Worksuite“, erklärt Tim Engler.

Für die Prognose-basierte Automatisierung seiner Disposition hat Obi Blue Yonder gewählt. Die Lösung ersetzt beim Baumarkt-Betreiber sehr viele Excel-Tabellen und selbstgestrickte Lösungen, berichtet Tim Engler. Wettbewerber Hornbach führt für die Auto-Dispo Relex ein, hat Blue Yonder aber im vergangenen Jahr gewählt für das Order Management bezogen auf die Online-Bestellungen seiner Kunden  – wie der Retail Optimiser berichtete.

Preisoptimierung mit McKinseys Periscope

Bei der Preisoptimierung wird Obi auf die Plattform Periscope von McKinsey setzen. Der Beratungs-Riese zielt mit der Software darauf, dem Handel Sortiments-, Preis- und Promotion-Optimierung aus einem Guss anzubieten. Allerdings sind nicht viele Anwender von Periscope im Handel bekannt, da die Lösung häufig im Zusammenhang mit Beratungsprojekten eingesetzt wird.

Für sein Lieferanten Management und die Eigenmarken-Entwicklung hat Obi die CBX-Suite von Trade Beyond eingeführt. Mit der neuen Struktur im Supplier Management will Obi auch den verschärften ESG-Vorschriften begegnen. Der Retail Optimiser berichtete.

Mega-Umbau ohne Kostenexplosion

Völlig neue Wege ist Obi bereits im vergangenen Jahr im Bereich Online-Plattform gegangen: Die alte Landschaft auf SAP-Hybris- und Microsoft-AX-2012-Basis flog raus und wurde durch die hoch flexible Plattform des brasilianischen Anbieters Vtex ersetzt. Vtex, zu deren Kunden Carrefour Brazil zählt, hatte zu diesem Zeitpunkt noch kein anderes großes europäisches Unternehmen als Kunden. Der Retail Optimiser berichtete.

Das Faszinierende an den Mega-Technologie-Projekten bei Obi: Auf den EHI TechDays betont CIO Tim Engler, dass die IT-Kosten trotz der Runderneuerung der Systeme in seinem Unternehmen auch nicht höher seien als bei vergleichbaren anderen Handelsunternehmen.

 

Mehr anzeigen

Björn Weber

Björn Weber ist seit über 20 Jahren als Journalist, Analyst und Berater auf den Einzelhandel und die Konsumgüterindustrie spezialisiert. Bevor er die Agentur Fourspot gründete, bei der The Retail Optimiser erscheint, leitete er die internationale Analysten-Gruppe LZ Retailytics. Zuvor war er Research Director Retail Technology und Deutschlandchef von Planet Retail. Björn Weber war davor acht Jahre lang Redakteur für IT & Logistik-Themen der Lebensmittel Zeitung. Björn Weber ist Mitglied der Jury des Retail Technology Awards (Reta Europe) des EHIs. Er ist regelmäßiger Sprecher auf Veranstaltungen des EHIs, der NRF, der Branchenmedien sowie des Consumer Goods Forums.

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"