Walmart verbannt Roboter aus Stores
Walmart will keine Roboter mehr in seinen Filialen einsetzen. Wie das Wall Street Journal berichtet, hat der US Handelsriese das Vertragsverhältnis mit dem Start-up Bossa Nova Robotics aufgekündigt.
Seit 2017 hatte Walmart die Roboter für Bestandsaufnahmen getestet. Zuletzt waren knapp 500 Filialen mit den Systemen ausgestattet. Das Ziel war, Kosten zu senken und die Warenpräsenz zu erhöhen. Noch im Januar hatte der Händler angekündigt, in einem nächsten Schritt 1.000 Filialen mit der Technik auszustatten.
Inzwischen ist Walmart zu der Erkenntnis gekommen, dass Mitarbeiter in den Filialen die Aufgabe genauso gut erledigen können. Das wachsende Online-Geschäft bedingt, dass Personal häufiger durch die Regalreihen geht, um Ware für Online-Bestellungen zusammenzustellen. Dabei kann es gleichzeitig die Bestände kontrollieren. Darüber hinaus fürchtet das Unternehmen negative Kundenreaktionen auf den Einsatz von Robotern auf der Verkaufsfläche.
Technologie spielt weiterhin eine große Rolle in den Filialen
Ganz will das Unternehmen auf Roboter in den Filialen allerdings nicht verzichten. So kündigte der Händler an, alle seine 599 Sam’s Club Läden mit Tennant Putzrobotern auszustatten. Auch soll geprüft werden, ob diese zusätzlich für Inventurzwecke genutzt werden können. Bisher ist nicht bekannt, ob die Systeme auch bei Walmart zum Einsatz kommen sollen.
Ende Oktober wurde bekannt, dass Walmart vier seiner Filialen zu sogenannten E-Commerce Laboren umrüsten will. Technologiesatz soll helfen das Online- und Offline-Geschäft stärker zusammen zu bringen und das Einkaufserlebnis der Kunden zu verbessern. Digitale Tools und bauliche Maßnahmen sollen dazu beitragen, das Auffüllen der Regale zu beschleunigen und Online-Bestellungen besser zu erfüllen.
Dazu sollen Apps, zum Beispiel mit Augmented Reality Funktionalität, innovative Digital-Signage-Lösungen sowie neue mobile Geräte pilotiert werden. Lokale Technologie-Teams sollen die schnelle Umsetzung mittels Prototypen sicherstellen. Auch der Checkout soll durch ein neues Design sowie Hard- und Software schneller und berührungsloser funktionieren.
Eine Zukunft für Roboter im Handel
Das Thema Roboter im Handel wurde auch auf den diesjährigen Technologietagen des EHI Retail Institute diskutiert. Corona-bedingt fand die Veranstaltung am 3. und 4. November als reiner Online-Event statt. Das von Deichmanns CIO Olaf Schrage moderierte Panel war einhellig der Auffassung, dass die Zeit für Filialroboter noch nicht gekommen sei. Für Antje König von Rossmann fehlen aktuell noch die Einsatzmöglichkeiten. Auch die Kosten-Nutzen-Rechnung sei derzeit noch negativ. Jens Siebenhaar von C&A will zunächst die Ausstattung des kompletten Sortiments mit RFID-Tags realisieren. Der laufende Roll-out wird mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Danach werden neue Voraussetzungen für die Bestandskontrolle erreicht sein.
Ganz anders schätzt die Runde den Einsatz von Robotern in der Logistik ein. Hier hat die Automatisierung bereits große Erfolge erzielt und Händler investieren zunehmend in die Technologie. Es ist jedoch zu früh, den Stab über Robotereinsätze in der Filiale zu brechen. Marco Atzberger vom EHI und Prof. Michael Beetz vom Institute for Artificial Intelligence an der Universität Bremen stellten ein aktuelles Forschungsprojekt vor. Dieses soll in Zusammenarbeit mit dm Drogeriemarkt, die Möglichkeiten künstlicher Intelligenz und Robotics in der Filiale untersuchen und letztlich zu einem für den gesamten Handel einsetzbaren Modell führen.