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Colruyt testet autonomes Lieferfahrzeug von Clevon

Das belgische Lebensmittel-Handelsunternehmen Colruyt erprobt den Einsatz autonomer Fahrzeuge für seinen Pick-up-in-Store-Service Collect&Go. Das Gefährt des estnischen Hersteller Clevon bewegt sich ohne Fahrer, wird aber per Fernzugriff überwacht. Es fährt eine vier Kilometer lange Strecke vom Auslieferungslager bis zu einer Colruyt-Filiale in der Gemeinde Londerzeel. Dies ist die bisher längste Strecke, die von einem autonomen Fahrzeug auf öffentlichen Straßen in Belgien befahren wurde. Der Testbetrieb wurde vom Verkehrsministerium des Landes genehmigt und wird von den lokalen Behörden unterstützt.

Das Smart Technics Innovationsteam der Colruyt Group will mit dem zwei-monatigen Pilotbetrieb, inwieweit autonome Fahrzeuge auf der letzten Meile bei Online-Lieferungen nützlich sein können. In diesem ersten Schritt wird die Ware allerdings noch nicht direkt zum Verbraucher gebracht. Das kompakte Gefährt bedient eine fest definierte Route zwischen Lager und einer Click & Collect Abholstation des Handelsunternehmens.

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Die sogenannte letzte Meile bis zur Haustür des Verbrauchers bereitet Online-Händlern nach wie vor Kopfzerbrechen. Die Kosten sind hoch und der Verkehr vor allem in größeren Städten ist eine Herausforderung. Darüber hinaus besteht ein Mangel an Auslieferungsfahrern. Deshalb sieht die Colruyt Group hohes Potential in der autonomen Fahrzeug-Technologie. Allerdings erklärt das Unternehmen, dass es die Möglichkeiten realistisch einschätzt und Schritt für Schritt vorgehen wird.

Fahrt wird remote überwacht

Das Cevon 1 genannte Elektrofahrzeug nutzt für den autonomen Betrieb Computer Vision, Machine Learning und Sensor-Technologie. Es kann bis zu 50 Stundenkilometer schnell fahren. Für den Test einigten sich die Beteiligten allerdings auf eine Höchstgeschwindigkeit von 25 Stundenkilometer. Das Gefährt überwacht die Umgebung über insgesamt sechs Kameras, die an Front, Seiten und Heck angebracht sind. Darüber hinaus ist das Fahrzeug mit Kurz- und Langstrecken-Radar ausgerüstet. Es kann so Entfernungen abschätzen und mögliche Hindernisse wie Autos, Fahrräder oder Fußgänger erkennen. Mit Hilfe neuraler Netze, die alle Informationen in Echtzeit auswerten, kann es mögliche Kollisionen vermeiden und sich im Straßenverkehr autonom bewegen.

Dennoch wird das Fahrzeug ständig aus der Ferne überwacht. Über das 4G Mobilfunknetz ist es mit einer Person im Kontrollzentrum verbunden. Diese kann die Fahrt über Monitor überwachen und jederzeit eingreifen, wenn Gefahr droht. Um sicherzustellen, dass der Kontakt zu keinem Zeitpunkt abbricht, werden zwei SIM-Karten unterschiedlicher Netzbetreiber eingesetzt. Sollte die Verbindung dennoch abreißen, wird das Gefährt automatisch gestoppt. Der Hersteller gibt an, dass ein Bediener im Kontrollzentrum zukünftig fünf bis zehn Fahrzeuge gleichzeitig überwachen kann.

Der Laderaum des Cevon 1 lässt sich mit einem numerischem oder QR-Code öffnen und schließen. Für die individuelle Anlieferung direkt zum Endkunden müsste das Gefährt dann idealerweise mit einzelnen Fächern für jede Bestellung ausgerüstet werden. Allerdings ist diese Art der Nutzung, vor allem in dicht besiedelten Regionen noch weit von der praktischen Umsetzung entfernt. Auch sind selbstfahrende Lieferfahrzeuge hierfür nicht die einzige Option. Beispielweise hat sich der Einsatz von Lastenrädern auf der letzten Meile bereits bewährt. Für die Strecke zwischen Auslieferungslager und lokalem Logistik-Hub könnten sich autonome Fahrzeuge allerdings als wirtschaftlich sinnvolle Lösung erweisen.

Das Video in flämischer Sprache mit englischen Untertiteln erläutert Art und Umfang des Testbetriebs. (Video: Clevon)

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Joachim Pinhammer

Joachim Pinhammer unterstützt als Retail Experte Handels- und Technologie-Unternehmen durch Beratung und Marketing-Expertise. Er war als Senior Analyst und Director Retail Technology bei der Analysten-Gruppe Planet Retail tätig. Davor war er als Director Marketing der Wincor Nixdorf AG (heute Diebold Nixdorf) verantwortlich für den internationalen Marketingauftritt der Retail Division des Unternehmens. Joachim Pinhammer ist regelmäßiger Sprecher auf Veranstaltungen der Messe Düsseldorf (EuroShop und EuroCIS), des EHIs und anderen Branchen-Events. Er veröffentlicht Fachbeiträge in Magazinen und Online-Foren der Branche.

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