dm Drogeriemarkt führt eigenen KI-Chatbot dmGPT ein
Der Drogeriemarktbetreiber dm hat den rund 3.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seiner Unternehmenszentrale, intern Dialogicum genannt, eine unternehmenseigene Version von ChatGPT bereitgestellt. Der dmGPT genannte Chatbot basiert auf dem KI-Sprachmodell GPT-3.5 des US-amerikanischen Unternehmens OpenAI. Er bietet einen ähnlichen Funktionsumfang wie das Original und nutzt im Hintergrund die gleiche Technologie.
Allerdings läuft dmGPT ausschließlich auf der dm-Infrastruktur und wird über die eigene Unternehmens-Cloud bereitgestellt. Dies soll den Mitarbeitern einen sicheren Umgang mit der Technologie ermöglichen und Risiken minimieren, die beispielsweise durch Datenschutz- Konflikte oder fehlende vertragliche Rahmenbedingungen entstehen könnten.
Im Juli dieses Jahres hatten die 1.100 Mitarbeiter der IT-Tochter dmTech das Tool ausgiebig getestet. Der Drogeriemarkt-Filialist plant dmGPT schrittweise für alle Mitarbeiter des Unternehmens bereitzustellen.
Projekt befähigt Mitarbeiter zum Umgang mit KI
Andreas Gessner, Geschäftsbereichs-Verantwortlicher bei dmTech, erklärte im Gespräch mit dem Retail Optimiser, dass dm mit der Maßnahme seine Mitarbeiter befähigen wolle, mit KI sinnvoll umzugehen. Die Sprachmodelle werden zukünftig in der Arbeitswelt zum Standard. Es gehe darum, die Mitarbeiter an diese Technik heranzuführen. Deshalb stelle dmTech allen Nutzern ein E-Learning-Programm zum Umgang mit dem Werkzeug bereit. Die umfangreiche Dokumentation der Anwendung zeige auch deren Grenzen auf. ChatGPT sei kein Wissensspeicher, wie ein Lexikon oder eine Suchmaschine wie Google. Die Stärke der Anwendung liege im Umgang mit Sprache und Text.
Gessner machte deutlich, dass die Qualität der Ergebnisse, die dmGPT liefere, stark von der richtigen Art der Fragestellung, dem sogenannten Prompting, abhänge. Deshalb stehe die Befähigung der Mitarbeiter im Fokus des Projekts. Die Technik sei für den Menschen da. Sie sei weniger ein Tool zur Effizienzverbesserung, sondern ‚ein kleines Helferlein für zwischendurch´. Praktische Einsatzfälle lägen vor allem beim Formulieren und Verbessern von Texten.
IT-Mitarbeiter können beispielsweise mit Hilfe des Tools Funktionen in Programmiersprache übersetzen oder Bedienungsanleitungen erstellen. Der Chatbot könne helfen, Social-Media-Beiträge zu verfassen. Auch komplexe wissenschaftliche Papiere könne dmGPT übersetzen und zusammenfassen. Es sei kein Spezialwerkzeug, sondern eher wie ein Schweizer Taschenmesser flexibel einsetzbar.
dm behält Datenhoheit
Der Drogeriemarktbetreiber nutzt eine eigene GPT-3.5 Instanz, die er auf der hauseigenen Infrastruktur betreibt. Vertragspartner ist Microsoft. Die Anwendung hat dmTech geringfügig angepasst. Andreas Gessner betont, dass so sichergestellt sei, dass die Daten das Unternehmen nicht verlassen. Darüber hinaus blieben die Daten auch bei jedem Mitarbeiter, der mit dem Tool arbeite. dm speichere nicht, welche Fragen jeweils an dmGPT gestellt werden. Auch die Verantwortung für die Ergebnisse läge immer bei den Mitarbeitern. Das Unternehmen nennt das Prinzip ‚Human in the Loop‘. Entscheidungen träfen immer die Menschen, nicht eine künstliche Intelligenz.