Handel setzt stärker auf mobile Kassen
Deutsche Handelsunternehmen erkennen für ihre Filialen den größten Handlungsbedarf beim Einsatz mobiler Geräte mit Kassenfunktion. An zweiter Stelle der Prioritätenliste stehen Self-Checkout- und Self-Scanning-Systeme. Dies zeigt die EHI-Studie POS-Systeme 2022, die das EHI Retail Institute in diesem Monat veröffentlichte. Die Branchenorganisation befragte 44 deutsche Handelsunternehmen mit einem Gesamtumsatz von 328,6 Milliarden Euro und 36.800 Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Auch die Veränderungen bei den Zahlungsmitteln stellt die Händler vor Herausforderungen. Sie wünschen sich weniger Bargeldzahlungen und mehr unbare Zahlprozesse. Dabei wollen sie diese effizienter gestalten und die Geschwindigkeit bei Kartenzahlungen erhöhen.
Mobile Kassen und Self-Service auf dem Vormarsch
Handelsunternehmen wollen am Point of Sale in Zukunft deutlich mehr mobile Geräte einsetzen. Dies gilt für die Kasse wie für die Kundenberatung. Mobile Kassen setzen derzeit 16 Prozent der Unternehmen ein, planen tun dies mehr als die Hälfte der Befragten. In der Kundenberatung nutzen Händler mobile Geräte bereits heute deutlich intensiver (39 Prozent). Auch in diesem Bereich will die Mehrzahl stärker investieren. Android ist das im Handel dominierende mobile Betriebssystem, gefolgt von Apple IOS. Microsoft-basierte Systeme spielen in diesem Bereich kaum eine Rolle.
Die EHI-Studie erwartet deutliche Steigerungen beim Einsatz von Self-Checkout- und Self-Scanning-Systemen. Alle Self-Service-Varianten werden bei den befragten Handelsunternehmen vermehrt zum Einsatz kommen. Vor allem Self-Scanning mittels Smartphones der Kunden gewinnt weiter an Bedeutung. Diesen Service wollen künftig deutlich mehr Händler in ihren Filialen anbieten. Es ist zu erwarten, dass dem gegenüber Investitionen in eigene Self-Scanning-Hardware an Dynamik verlieren werden.
Als Vorteile bei Self-Checkout und Self-Scanning nennen die befragten Unternehmen vor allem verkürzte Wartezeiten, Imagebildung, Erschließen neuer Kundengruppen und effizientere Personalplanung. Am häufigsten erkannte Nachteile sind zu wenig Platz in der Checkout-Zone, Inventurverluste und die Investitionskosten.
Die Zahl der eingesetzten Kassen schrumpft stetig
Das EHI berücksichtigt in seiner Studie auch die Vertriebsstätten von Handwerksbetrieben wie Bäckereien, aber auch Friseurgeschäften und Tankstellen. So kommt die Studie auf 525.900 Betrieben in Deutschand, in denen aktuell 976.900 Kassensysteme eingesetzt werden, das sind 10.000 weniger als noch vor zwei Jahren. Die Anzahl der Betriebe als auch die Zahl der eingesetzten Kassensysteme geht gleichermaßen zurück. Dies ist vor allem auf strukturelle Veränderungen im Handel, wie Übernahmen und Firmenzusammenschlüsse zurückzuführen. Auch das starke Wachstum des Online-Handels spielt hierbei eine große Rolle.
Es ist zu erwarten, dass in Zukunft die Anzahl der eingesetzten Kassensysteme noch schneller schrumpft. Immer mehr Kunden verwenden ihr Smartphone, um Einkäufe zu erfassen und zu zahlen. Darüber hinaus werden autonome Store Konzepte, die ganz ohne Kassen auskommen, an Bedeutung gewinnen und so den rückläufigen Trend weiter verstärken.
Das Alter der eingesetzten Kassenhardware beträgt im Schnitt 5,9 Jahre. Ein knappes Viertel der befragten Unternehmen wird in den kommenden zwei Jahren seine komplette Kassenlandschaft austauschen, mehr als 40 Prozent wollen dies zumindest teilweise. Auch Erweiterungen durch neue Komponenten sind geplant.
Kassen übernehmen immer mehr Funktionen
Vermehrte Investitionen in Hard- und Software sind nötig, um den ständig wachsenden Anforderungen neuer Funktionen am POS gerecht zu werden. Die EHI-Studie legt nahe, dass der digitale Kassenbon in naher Zukunft zum Standard wird. Während heute etwa ein Drittel der befragten Unternehmen Kassenbons papierlos ausgeben können, wollen künftig fast alle dazu in der Lage sein.
Die heute meistgenutzte Funktionalität neben dem Erfassen und Bezahlen von Ware an der Kasse ist das Couponing. Bereits bei drei Viertel der Befragten ist es im Einsatz. Auch hier wollen Händler in Zukunft noch mehr investieren, genauso wie beim sogenannten eLoading, dem Aufladen von Prepaid-und Gutscheinkarten. Auch Bargeld abheben werden Kunden künftig an noch mehr Kassen des Handels können.
Weiter an Bedeutung gewinnen auch Verknüpfung und Integration der Vertriebskanäle. Services wie Click&Collect, Rücknahme von Online-Käufen oder das Bestellen von Produkten mit anschließender Lieferung nach Hause bieten immer mehr Filialen deutscher Händler an.