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SAP überrascht mit RFID-Showcase für den Lebensmittel-Handel

Ein Beitrag von Magdalena Nowak und Björn Weber

SAP hat auf dem Gelände ihres Hauptsitzes in Walldorf einen neuen Retail Technology-Teststore eröffnet. Nach dem Showroom für Vertriebsstätte des Handels in ihrem Customer Experience Center und einem Grab&Go-Store für Mitarbeiter mit dem Technologie-Dienstleister Zippin ist dies der dritte Test auf dem Walldorfer-Gelände für das Zusammenspiel unterschiedlicher Technologie für den Handel.

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Wie der Grab&Go-Store wird auch der neue Trial mit dem Namen S-Mart Store von SAPs Hausverpfleger Aramark betrieben. Derzeit können nur SAP-Mitarbeiter und registrierte Gäste den Store besuchen. In Zukunft soll der Markt für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Der neue S-Mart Store integriert auf SAP-Basis Technologien der VusionGroup, von Diebold Nixdorf, C2RO, Payfree und Adyen. Lenovo und Intel dürfen als Hardware-Partner mitmachen. Der SAP-Implementierungspartner Retail Solutions hat die Systemintegration geleistet.  

Was Fachbesucher aus dem Einzelhandel an dem neuen Teststores der SAP überraschen dürfte, ist der Einsatz von RFID am Einzelprodukt bei Lebensmitteln. Während die Technologie sich im Textilhandel durchzusetzen scheint, gilt sie im Food-Handel eigentlich als gescheitert, sofern es um die Kennzeichnung der Verbrauchereinheit geht. Der hohe Anteil von Flüssigkeiten bei Lebensmittel-Produkten absorbieren die bei RFID eingesetzten Frequenzen in hohem Maß, die Metallverpackungen reflektieren sie so häufig, dass eine Erfassung der Ware nur nach Vereinzelung der Produkte und nicht im Gebinde möglich ist. Zudem sprechen in Anbetracht der dünnen Margen im Lebensmittelhandel Kosten für die RFID-Chips selbst, aber vor allem für ihre Aufbringung ans Produkt gegen den Einsatz auf einzelnen Joghurtbecher.

RFID problematisch für den Lebensmittel-Einzelhandel

Tatsächlich hat sich die im S-Mart-Store eingesetzte RFID-Technologie von Payfree sich einen Namen im Textilhandel gemacht. So ist sie unter anderem beim Fashion-Retailer Better Rich sowie im Stadion-Fanshop der Eintracht Frankfurt im Einsatz. Im Zeitalter von KI-basierter Vision Recognition denkt der Covenience-Handel mit Lebensmittel auch eher über die Kamera-basierte Erkennung vereinzelter Waren am Self-Checkout nach als über den Einsatz von RFID. Zumal sich RFID-Tags in der Regel leicht vom Produkt abziehen lassen, was ein potenzielles Einfallstor für Inventurdifferenzen darstellt.

Der Zugang zum Store erfolgt über eine App, in der auch individuelle Daten wie etwa personalisierte Angebote hinterlegt sind. Im Hintergrund analysieren Kameras an Decken und Regalen mithilfe von Computer Vision das Verhalten der Besucher. So wird etwa erfasst, wann Kunden den Markt betreten, welche Produkte ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen und was letztlich gekauft wird.

VusionGroup überwacht Regale und steuert dynamische Inhalte im S.Mart Store

Das SAP-Ökosystem im S-Mart Store sammelt Echtzeitdaten, um Aufgaben wie Produkt- und Preismanagement, Bestandskontrolle, Kundendienst und Trendanalysen zu verwalten. Dafür sind Systeme mehrerer Technologiepartner integriert, die gemeinsam einen umfassenden Überblick über die Abläufe im Markt ermöglichen. Die Regale sind mit der Captana-Lösung von VusionGroup ausgestattet. Rund 120 Kameras überwachen die Regale, um Out-of-Stocks zu vermeiden. Künftig soll die Captana-Technologie im Store auch falsch platzierte Produkte identifizieren. 

Darüber hinaus hat die VusionGroup den Showcase-Store auch mit ihren Engage Rails ausgestattet, die es ermöglichen, dynamische Inhalte über die gesamte Regalfläche zu spielen. Über die Rails lassen sich in Kombination mit der App auf den Kunden zugeschnittene Promotions und Werbung anzeigen.  Die vielfarbigen elektronischen Preisschilder (ESLs) der VusionGroup können in Echtzeit Preis- und Produktinformationen anzeigen.

Retail Optimiser Bildergalerie 

Alle Fotos: VusionGroup

QR-Code am RFID-Tag

Neben frischem Obst und Gemüse, Frühstückscerealien, Süßwaren und Snacks bietet der Markt auch frisch gebackene Backwaren und Tiefkühlkost an. Die RFID-Tags am einzelnen Produkt tragen auch noch einen QR-Codes, über den die Kunden relevante Produktinformationen abzurufen können. Der Checkout ist auch über einen klassischen Self-Checkout von Diebold Nixdorf möglich.

SAPs jüngster Retail Showcase

Im S-Mart Store arbeiten eine Vielzahl Technologien unterschiedlicher Anbieter zusammen. Die Lösungen sollen das Einkaufserlebnis der Kunden und die betrieblichen Abläufe im Hintergrund optimieren.

  • Die Regale sind mit der Captana-Lösung von VusionGroup ausgestattet. Rund 120 Kameras überwachen die Regale, um Out-of-Stocks zu vermeiden. Künftig soll die Captana-Technologie im Store auch falsch platzierte Produkte identifizieren.
  • Diebold Nixdorf stellt die klassischen Self-Checkout-Kasse bereit, an der Kunden wie gewohnt ihre Artikel selbst scannen und bezahlen können.
  • Für die RFID-basierte Bezahltechnologie ist der Checkout-Spezialist Payfree verantwortlich. 2024 hat der Technologie-Anbieter zusammen mit Eintracht Frankfurt den Reta Award für den ersten kassenlosen Fanshop der Fußball-Bundesliga gewonnen, wie der Retail Optimiser berichtete.
  • Der Anbieter C2RO liefert die KI-gestützte Plattform für Diebstahlprävention im S-Mart Store. Diese Lösung kombiniert Echtzeit-Überwachung mit Verhaltensanalyse und Vision Recognition. Durch die Analyse des Kundenverhaltens kann die Technologie Anomalien erkennen, wie etwa das Umgehen von Scannern an den Self-Checkout-Kassen.

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Björn Weber

Björn Weber ist seit über 20 Jahren als Journalist, Analyst und Berater auf den Einzelhandel und die Konsumgüterindustrie spezialisiert. Bevor er die Agentur Fourspot gründete, bei der The Retail Optimiser erscheint, leitete er die internationale Analysten-Gruppe LZ Retailytics. Zuvor war er Research Director Retail Technology und Deutschlandchef von Planet Retail. Björn Weber war davor acht Jahre lang Redakteur für IT & Logistik-Themen der Lebensmittel Zeitung. Björn Weber ist Mitglied der Jury des Retail Technology Awards (Reta Europe) des EHIs. Er ist regelmäßiger Sprecher auf Veranstaltungen des EHIs, der NRF, der Branchenmedien sowie des Consumer Goods Forums.

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