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dm kommissioniert vollautomatisch mit Swisslog

In dem vor kurzem eröffneten Verteilzentrum von dm Drogeriemarkt in Wustermarkt in der Nähe von Berlin wird etwa die Hälfte der Filialpaletten erstmals vollautomatisch gepackt: Durch sieben Kuka-Roboter, gesteuert vom System ACPaQ der Kuka-Tochter Swisslog. Die Logik hinter der Anlage und die Greifgabeln der Roboter sind auch für den Roboter-Hersteller Kuka und Swisslog eine Premiere.

Nachdem zahlreiche Projekte unterschiedlicher Hersteller, bei denen Roboter die Kommissionierung von Konsumgütern übernehmen sollten, an den Instabilität und Mannigfaltigkeit der Umverpackungen von Cases gescheitert waren, sieht Swisslog die mit dm entwickelte Lösung nun als Wendepunkt.

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Doch ein genauerer Blick auf die Anlage zeigt, dass die dahinter liegende Logik ganz ähnlich funktioniert wie die des Wettbewerbers Witron, der seit über 16 Jahren vollautomatische Verteilzentren für Konsumgüter baut – ganz ohne Palettier-Roboter.

Cases müssen vereinzelt werden

Der Traum, dass Roboter zumindest Schnelldreher von der Vollpalette direkt auf die Filial-Paletten packen, wurde auch in Wulstermark nicht realisiert.

Swisslogs Wettbewerber Witron hatte bereits 2004 zusammen mit dem zweitgrößten US-Food-Händler, Kroger, in dessen Verteilzentrum in Tolleson, Arizona, ein Automated Case Picking entwickelt — ganz ohne Roboter. Seither haben sich viele Händler solche Lager bauen lassen, darunter in Europa Mercadona, Edeka und Migros.

Als Nachteil des Witron-Systems wurde immer genannt, dass es das Vereinzeln und Einlagern jedes Cases erfordert, was eine gigantische Materialschlacht an automatischen Tray-Lagern und Förderstrecken erfordert.

Ähnlich der Anlagen, die Witron baut, depalletieren im neuen dm Verteilzentrum in Wulstermak spezielle Kuka Roboter zunächst die Vollpaletten vollständig. Die Handelseinheiten werden dann in das Swisslog Shuttle-System CycloneCarrier mit stolzen 265.000 Stellplätzen eingelagert. Von dort werden sie mundgerecht Case für Case in der richtigen Reihenfolge an die sieben Roboter angeliefert, welche die Paletten für die Filialen bauen.

So wie Swisslog bietet mit Vanderlande jetzt auch ein weiterer Pinonier der Lagerautomatisierung ein Automated Case Picking mit Robotern an, das der Witron-Logik folgt: alle Cases werden einzeln eingelagert und zum automatischen Bauen von Mischpalette wieder ausliefern.

Roboter nehmen mehrere Einheiten gleichzeitig

Auch wenn die Cases zunächst vereinzelt werden, so können die Swisslog-gesteuerten Roboter dennoch bis zu vier Einheiten gleichzeitig nehmen, und machen dadurch ihre Arbeit bis zu dreimal so schnell wie der Mensch: Rund 1.000 Einheiten packen sie pro Stunde und das 24 Stunden pro Tag ohne Pause.

Der Bau des neuen, 100 Millionen Euro teuren dm Verteilzentrums in der Nähe von Berlin hatte fast zwei Jahre gedauert. Nach der Auftragserteilung an den Automatisierungs-Spezialisten sind bis zur Eröffnung sogar 33 Monate ins Land gegangen.

Für Swisslog ist Wustermark in Brandenburg nach Waghäusel in Baden-Württemberg und Weilerswist in Nordrhein-Westfalen die dritte Großanlage in Deutschland, welche die Kuka-Tochter für dm Drogeriemarkt realisiert hat.

Aus Wustermark sollen nun alle dm-Märkte im Norden und Osten Deutschlands beliefert werden. Selbst innerhalb von Deutschland wächst dm kontinuierlich weiter: Das automatische Hochregal-Lager allein dieses neuen Standortes fasst 24.000 Palletten.

Die Logik hinter der Anlage und die Greifgabeln der Roboter sind auch für den Roboter-Hersteller Kuka und Swisslog eine Premiere. (Foto: dm)

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Björn Weber

Björn Weber ist seit über 20 Jahren als Journalist, Analyst und Berater auf den Einzelhandel und die Konsumgüterindustrie spezialisiert. Bevor er die Agentur Fourspot gründete, bei der The Retail Optimiser erscheint, leitete er die internationale Analysten-Gruppe LZ Retailytics. Zuvor war er Research Director Retail Technology und Deutschlandchef von Planet Retail. Björn Weber war davor acht Jahre lang Redakteur für IT & Logistik-Themen der Lebensmittel Zeitung. Björn Weber ist Mitglied der Jury des Retail Technology Awards (Reta Europe) des EHIs. Er ist regelmäßiger Sprecher auf Veranstaltungen des EHIs, der NRF, der Branchenmedien sowie des Consumer Goods Forums.

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