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Kampf gegen Lebensmittel-Verschwendung zwingt zum Umdenken

Die vier größten deutschen Einzelhandelsunternehmen, die zusammen mehr als 27.000 Vertriebsstätten in Deutschland betreiben, haben sich verpflichtet, die Lebensmittelabfälle im eigenen Geschäftsbetrieb bis 2025 um 30 Prozent zu reduzieren. Darüber hinaus unterzeichneten die Edeka-Gemeinschaft, die Schwarz-Gruppe (Kaufland und Lidl), die Rewe Group, Aldi Nord und Aldi Süd eine Selbstverpflichtung, die Menge der weggeworfenen Lebensmittel bis 2030 zu halbieren. Diese Initiative des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft wurde auch von Norma und Tegut sowie von den Großhandels-Unternehmen Metro, Chef Culinar und Transgourmet unterzeichnet.

Die Ziele sind so ehrgeizig, dass sie nur erreicht werden können, wenn die Handelsunternehmen sowohl die Strategie für ihren Filialbetrieb als auch die zugrunde liegende Technologie grundlegend überdenken.  Die Retailer müssen die Kernziele auf den Prüfstand stellen, die derzeit ihren Betrieb bestimmen: Die höchstmögliche Verfügbarkeit in den Regalen, das breitestmögliche Sortiment und die effizienteste Lieferkette – alles muss im Hinblick auf diese neuen Ziele neu austariert werden.

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In den Arbeitsgruppen von ECR Retail Loss kommt die Welt des Einzelhandels zusammen, um Strategien zur Minimierung von Lebensmittelabfällen zu diskutieren – viele Handelsunternehmen berichten bereits von beeindruckenden Ergebnissen. Der Retail Optimiser sprach mit Colin Peacock, dem strategischen Koordinator von ECR Retail Loss. In Australien, Nordamerika und in Großbritannien haben viele Einzelhändler Cognitive Technology eingesetzt, um den Betrieb ihrer Stores auf den Kampf gegen Lebensmittelverschwendung umzustellen. Der Retail Optimiser sprach auch mit Florian Strecker vom Lösungsanbieter Retail Insight über die Vorteile dieser Technologie.

Lebensmittelverschwendung ist ein großes Problem. Allein in Deutschland landeten im Jahr 2020 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Davon stammen 7 Prozent (0,8 Millionen Tonnen) aus dem Einzelhandel. Um die Lebensmittelverschwendung zu bekämpfen, haben 14 große deutsche Groß- und Lebensmitteleinzelhändler im Juni 2023 eine Vereinbarung mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft unterzeichnet.

In dem Pakt heißt es: „Im Groß- und Einzelhandel entstehen Lebensmittelabfälle zum Beispiel dadurch, dass logistische Prozesse nicht optimal eingestellt sind, Bestellmengen nicht dem Bedarf entsprechen oder Waren falsch gekühlt wurden. Es kann aber auch sein, dass die Ware einfach nicht mehr verkehrsfähig ist, weil zum Beispiel die Banane überreif ist, das Gemüse verschimmelt oder das Mindesthaltbarkeitsdatum von Milchprodukten abgelaufen ist.“

Die größten deutschen Lebensmittel-Handelsunternehmen wollen die Lebensmittel-Verschwendung in ihren Betrieben bis 2030 halbieren. Ohne Kompromisse bei der Verfügbarkeit zu machen, wird das schwer. (Foto: Aldi Süd)

Mit der Unterzeichnung der Vereinbarung haben sich Unternehmen wie die Edeka-Gemeinschaft, die Schwarz-Gruppe mit Kaufland und Lidl, die Rewe Group, Aldi Nord und Aldi Süd, Tegut und Norma zu konkreten Reduktionszielen und -maßnahmen verpflichtet. Die Lebensmittelabfälle in diesen Unternehmen sollen bis 2025 um 30 Prozent und bis 2030 um die Hälfte reduziert werden. Die Vereinbarung trat mit ihrer Unterzeichnung in Kraft und ist bis zum 31. Dezember 2031 gültig. Die Umsetzung der Ziele wird in einem jährlichen, öffentlichen Bericht des Thünen-Instituts für Marktanalyse überprüft.

Selbstverpflichtung von Marktführern wie Lidl und Edeka

Die Unternehmen begrüßen diese Selbstverpflichtung: „Als Handelsunternehmen sind wir uns unserer Verantwortung in Bezug auf die Vermeidung von Lebensmittelabfällen bewusst“, betont Christoph Graf, Leiter Einkauf bei Lidl in Deutschland in einer Pressemitteilung des Unternehmens vom Juni 2023: „Wir freuen uns daher, dass unsere Ziele, die wir in den letzten Jahren gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des Dialogforums entwickelt haben, mit der Unterzeichnung des ‘Paktes gegen Lebensmittelverschwendung’ nun in die konkrete Umsetzung gehen.“

Seit dem Inkrafttreten des Abkommens haben die Unternehmen ihre Initiativen gegen Lebensmittelverschwendung verstärkt. „Nachhaltiges Engagement ist uns sehr wichtig – dazu gehört für uns auch, sich aktiv für die Minimierung von Lebensmittelabfällen einzusetzen. Die Edeka-Gruppe investiert daher in moderne Warenwirtschaftssysteme und wirksame Nachhaltigkeitsmaßnahmen, um Lebensmittelabfälle in der gesamten Lieferkette zu reduzieren“, sagt Claas Meineke, Vorstand Marketing und Vertrieb bei Edeka: „Wir brauchen aber auch einen klaren rechtlichen Rahmen, der es uns erleichtert, Lebensmittel zu spenden. Mit der heutigen Selbstverpflichtung unterstreichen wir einmal mehr die Bedeutung des Themas für die Edeka-Gruppe.“

Die Ziele sind jedoch so ehrgeizig, dass sie wahrscheinlich nicht erreicht werden können, wenn die Einzelhandelsunternehmen nicht sowohl ihre Strategien für den Filialbetrieb als auch die dafür eingesetzten Technologien grundlegend überdenken.  Seit 2014 diskutieren Einzelhandelsriesen wie Tesco, Ahold Delhaize und die deutsche Schwarz-Gruppe gemeinsam in einer speziellen Arbeitsgruppe von ECR Retail Loss, einer Organisation, die aus ECR Europe hervorgegangen ist, Strategien zur Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung auf internationaler Ebene. Kürzlich haben sich auch die größten US-Einzelhandelsunternehmen Walmart, Kroger und Target, der südamerikanische Riese Cencosud und die australischen Marktführer Woolworths und Coles der Gruppe angeschlossen.

ECR Retail Loss entwickelt Strategien auf globaler Ebene

Bei ECR Retail Loss nehmen über 300 Einzelhandelsunternehmen aus der ganzen Welt an Online-Meetings zur Analyse und zum Austausch bewährter Vorgehensweisen teil, die sich alle auf die „dunkle Seite des Einzelhandels“ konzentrieren, wie Colin Peacock, der strategische Koordinator der Gruppe, es beschreibt. Gemeinsam tauschen Handelsunternehmen, Konsumgüterhersteller und Wissenschaftler ihre neuesten Überlegungen und Erkenntnisse aus, um die Probleme von Bestandslücken, fehlerhaften Beständen im System, Ladendiebstahl und Lebensmittelverschwendung anzugehen. Colin Peacock erklärt, dass die Technologie bei diesen Diskussionen eine wichtige Rolle spielt – und zwar von beiden Seiten: Self-Checkout-Technologien als Verursacher von Verlusten bilden die eine Seite, die technologische Befähigung zur Bekämpfung von Warenverlusten und -verschwendung die andere. ECR Retail Loss untersucht seit Jahren die offenen Fragen zu diesen Problemen und stellt diese Untersuchungen der Branche zur Verfügung.

„Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen Verfügbarkeit und Lebensmittelverschwendung“, erklärt Colin Peacock, strategischer Koordinator von ECR Retail Loss. (Foto: privat)

„Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen Verfügbarkeit und Lebensmittelverschwendung“, erklärt Colin Peacock auf der Grundlage einer von der Universität Eindhoven durchgeführten Untersuchung. Einzelhändler müssen einen goldenen Mittelweg finden, müssen Kompromisse bei der höchstmöglichen Regalverfügbarkeit (OSA) eingehen. So könnte es beispielsweise wirtschaftlich sinnvoll sein, die Ziele für die OSA für langsam und schnell drehende Artikel unterschiedlich festzulegen, so das Forschungsteam aus Eindhoven. 

Mit dem „Fresh Stock Cover (FSC)“ entwickelten die Wissenschaftler eine Formel, die Sortimentsmanager bei der Identifizierung und Bewertung von Produkten mit hohem Ausschuss unterstützen kann. Der FSC ermöglicht es den Entscheidungsträgern im Einzelhandel auch zu berechnen, inwieweit Maßnahmen zur Verringerung der Verschwendung im Einklang mit bestimmten Zielen für den OSA beitragen könnten. 

Die Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung könnte auch ein Überdenken der Kenngrößen für die Effizienz der Lieferkette erfordern. Die Arbeitsgruppe erörtert Möglichkeiten, Handelseinheiten mit frischen Lebensmitteln aufzulösen, wenn eine Vertriebsstätte weniger als die Handelseinheit in einem angemessenen Zeitfenster vor Ablauf des Verfallsdatums verkauft. Die Einzelhandelsriesen arbeiten mit ihren Lieferanten an neuen Verpackungsformen, die es ihnen ermöglichen, Kisten in ihren Vertriebszentren aufzuteilen und weniger als eine vollständige Handelseinheit an Stores zu liefern. Ein Einzelhandelsunternehmen berichtete der Arbeitsgruppe, dass es die gesamte Kategorie der frischen Lebensmittel nach den Grundsätzen des FSC überarbeitet hat, um die Verpackungsgrößen zu ändern, das Sortiment zu straffen und so über eine Million Euro an Lebensmittelabfällen eingespart hat.

Markdowns brauchen eine kluge Strategie

Neues Denken ist auch gefragt, wenn es darum geht, möglichst viele Varianten eines frischen Lebensmittels in einer Handelseinheit anzubieten, die Effizienz der Lieferkette zu steigern und die Sortimentstiefe zu erhöhen. „Statt neun Varianten in einer Kategorie muss man vielleicht auf drei zurückgehen, um genug zu verkaufen und die Verschwendung zu reduzieren“, betont Colin Peacock. 

Preisreduktionen vor Erreichen des Mindest-Haltbarkeits-Datum wie hier in einem Rewe Supermarkt stellen große Herausforderungen an die Instore-Prozesse. (Foto: Retail Optimiser)

Lebensmittelüberschüsse lassen sich durch Vorbeugung deutlich reduzieren – aber nicht vollständig vermeiden, berichtet er. Die Stores werden also immer mit diesen Überschüssen zurechtkommen müssen. Aus diesem Grund beschäftigt sich die internationale Arbeitsgruppe des Einzelhandels auch intensiv mit der Frage von Preissenkungen bei Frischware, bevor sie entweder nicht mehr verkauft werden dürfen, weil sie ihr Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben, oder, wie Bananen, braune Flecken aufweisen, die für den Verzehr völlig unbedenklich sind.

Dynamische Preisnachlässe sind eines der großen Themen für die Einzelhandelsriesen in der Arbeitsgruppe Lebensmittelverschwendung – Preisnachlässe, die zeitlich und in der Höhe angepasst werden, um den gewünschten Absatz zu erreichen, bevor die Ware unverkäuflich wird. Die Frage, wie viele Tage vor Ablauf des Verfallsdatums Einzelhandels-Unternehmen damit beginnen sollten, Waren zu reduzieren, wird in der Arbeitsgruppe sehr unterschiedlich beantwortet. „Während einige Retailer immer erst drei Tage, bevor ein Produkt unverkäuflich wird, mit der Preissenkung beginnen, sind andere dazu übergegangen, artikelspezifisch zu differenzieren“, erklärt Colin Peacock: „Einige Einzelhandels-Unternehmen würden beispielsweise den Preis von Käse bereits sieben Tage vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum senken, um den Kunden mehr Zeit zu geben, die frischen, aber nur begrenzt haltbaren Produkte zu Hause zu verzehren – andere würden die Artikel erst am Tag des Mindesthaltbarkeitsdatums reduzieren.“

Die Umsetzung von Preisabschlägen ist nicht trivial

Ein wichtiger Faktor, der beeinflusst, wie oft die Preise eines Artikels reduziert werden, ist für die großen Einzelhandelsunternehmen, die an der Arbeitsgruppe Food Waste teilnehmen, die Frage, wie viel Personal für diesen Zweck zur Verfügung gestellt werden kann. Laut Colin Peacock diskutieren die Einzelhandelsmanager auch, ob elektronische Regalpreisetiketten (ESLs) eine intelligente Lösung für die Anzeige der reduzierten Preise sein können. Ein zweites Etikett am Regal könnte dem Kunden zeigen, dass Waren mit einer bestimmten Mindesthaltbarkeit zu einem reduzierten Preis verkauft werden, ohne dass Preisaufkleber auf den einzelnen Produkten erforderlich sind. Reduzierte Waren könnten auch separat neben den nicht reduzierten Produkten platziert werden.

In der Branche gibt es ein wachsendes Interesse daran, den derzeitigen Strichcode auf Produkten, insbesondere auf Frischwaren, durch 2D-Codes nach den Standards der GS1-Organisationen zu ersetzen. Dies wird als entscheidender Faktor für die Verringerung der Lebensmittelverschwendung angesehen. 

In der Branche gibt es ein wachsendes Interesse daran, den derzeitigen Strichcode auf Produkten, insbesondere auf Frischwaren, durch 2D-Codes nach den Standards der GS1-Organisationen zu ersetzen. Dies wird als entscheidender Faktor für die Verringerung der Lebensmittelverschwendung angesehen.

Doch schon heute haben zahlreiche große Unternehmen damit begonnen, 2D-Codes mit der Chargennummer und damit dem Verfallsdatum zu verwenden, vor allem bei Frischfleisch und Fisch, berichtet Colin Peacock von der Arbeitsgruppe. Woolworths Australia sammelt bereits seit drei Jahren Erfahrungen damit und berichtet regelmäßig an die Mitglieder der Arbeitsgruppe. Während viele andere Handelsunternehmen wie Aldi Süd und Aldi Nord ihren Kunden chargenspezifische Rückverfolgbarkeitsinformationen über QR-Codes auf ausgewählten Produkten zur Verfügung stellen, liest Woolworths Australien die Codes seiner Fleischprodukte auch an der Kasse aus, so dass aus den Kassendaten ersichtlich ist, welches dieser Produkte zu welchem Zeitpunkt mit welchem Verfallsdatum verkauft wurde.

Transparente Prozesse

„2D-Codes könnten ein echter Wendepunkt sein“, sagt Colin Peacock. Die Codes können verwendet werden, um abgelaufene Produkte an der Kasse zu sperren, aber auch solche Chargennummern, für die ein Rückruf besteht. Und nicht zuletzt können Prognosesysteme viel bessere Ergebnisse erzielen, wenn sie das Mindestalter der Artikel in jeder Filiale berücksichtigen können. Sobald die Systeme der Einzelhändler das Alter der Produkte in einer Filiale kennen, kann der Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung mit viel weniger Personalaufwand geführt werden.

Die Frage, wer in den Einzelhandelsunternehmen für die Reduzierung der Lebensmittelabfälle verantwortlich ist, wird von den Teilnehmern der Arbeitsgruppe sehr unterschiedlich beantwortet. Während einige die Verantwortung vollständig an die Filialen delegieren, versuchen andere, eine übergreifende Verantwortung über alle Abteilungen und Handelsstufen hinweg zu etablieren. Denn auch das zentrale Bestellsystem und -verfahren muss so gestaltet sein, dass nicht nur Fehlbestände, sondern auch Lebensmittelabfälle reduziert werden.

Einzelhändler, die Rabatte auf Produkte am Ende ihres Haltbarkeitsdatums gewähren, tun dies in der Regel nach starren, statischen Tabellen, in denen sie festlegen, welche Produkte an wie vielen Tagen vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum um wie viel Prozent im Preis reduziert werden sollen. Unabhängig davon, ob sie bei der Erstellung dieser Regeln historische Verkaufszahlen heranziehen oder nicht –was sie nicht berücksichtigen, ist die Menge der Waren, die in einem bestimmten Zeitraum abverkauft werden muss. „Ein fester Rabattsatz von zum Beispiel 30 Prozent hat eine bestechende Einfachheit, aber was die Einzelhandels-Manager in unserer Gruppendiskussion auch sagen, ist, dass, wenn man an einem bestimmten Tag dreißig Tüten Salat in einem Store und fünf Tüten in einem anderen Store hat, die in beiden Vertriebsstätten morgen ihr Haltbarkeitsdatum überschreiten werden, dann gibt es eindeutig einen Grund für einen stärkeren Rabatt in dem Geschäft mit dreißig Tüten, die an einem Tag verkauft werden müssen, im Vergleich zu dem Store mit nur fünf Tüten“, erklärt Colin Peacock.

Britische Co-operative Group profitiert von Cognitive Technology

Mit dynamischer Markdown-Software kann die Entscheidung, wann und wie viel Rabatt auf Frischwaren am Ende ihrer Haltbarkeit gewährt werden soll, unter Berücksichtigung der Anzahl der zu verkaufenden Artikel dynamisch an das Kaufverhalten anhand von POS-Daten angepasst werden. Darüber hinaus kann die richtige Lösung auch externe Faktoren wie das Wetter und den Wochentag berücksichtigen. „In den Jahren seit der Gründung der Arbeitsgruppe im Jahr 2014 hat sich die Einführung von Abschriften als Strategie und dann der Einsatz von dynamischen Abschriften deutlich beschleunigt. Viele Einzelhändler haben in unseren Treffen berichtet, wie sie durch den Einsatz von dynamischen Abschriften mehr verkauft, weniger verschwendet und Zeit und Kosten gespart haben, die mit der Spende an Wohltätigkeitsorganisationen, der Aufbereitung für Tierfutterspenden oder der Entsorgung auf Deponien verbunden sind“, berichtet Colin Peacock von den Erfahrungen der Einzelhandels-Manager in der Arbeitsgruppe.

Gerade im Frischebereich fehlt es in vielen Handelsunternehmen an Transparenz über den genauen Warenbestand, und das schon ohne Berücksichtigung der Mindesthaltbarkeitsdaten. Denn neben Diebstahl und Beschädigung werden verdorbene Waren sowie solche, die im Lager zu anderen Artikeln weiterverarbeitet werden, selten aus den Systemen ausgebucht. Hinzu kommt die Herausforderung, die gewichtsvariable Artikel für die Bestandsführung darstellen. Die zum Teil grob fehlerhaften Bestände im System wirken sich wiederum negativ auf die Prognosequalität für Bestellungen aus und führen häufig zu einer Verschärfung des Problems der Lebensmittelverschwendung.

Die britische Co-operative Group geht mit Cognitive Technology von Retail Insight erfolgreich gegen Lebensmittel-Verschwendung vor. (Foto: The Co-op Group)

In Großbritannien nutzen die regionalen Organisationen der Co-operative Group eine Lösung von Retail Insight, um die Lebensmittelverschwendung durch dynamische Preissenkungen zu reduzieren. Die Gruppe hat sich im Rahmen ihres Programms ‘Investing in our planet’ verpflichtet, ihre Lebensmittelabfälle bis 2030 zu halbieren. „Auf der Ebene der einzelnen Produktlinien können wir bestimmen, was und um wie viel reduziert werden kann und was nicht. Die größere Sicherheit, dass wir auf bestimmte Produkte abzielen können und nicht auf andere, bedeutet, dass wir Artikel in Warengruppen reduzieren können, in denen es rechtliche Bestimmungen gibt“, wird Mark Winter, Retail Analyst der Co-op East of England, auf der Website von Retail Insight zitiert.

„Ein großer Vorteil unserer Lösung ist, dass sie nicht nur die optimale Preisreduzierung berechnet, sondern dass sie das Personal auf der Verkaufsfläche sowohl zu dem zu reduzierenden Produkt als auch durch den Prozess führt“, erklärt Florian Strecker, Vice President von Retail Insight für die DACH-Region. (Foto: Privat)

Optimierung auf Basis aktueller und historischer Daten

„Ein großer Vorteil unserer Lösung ist, dass sie nicht nur die optimale Preisreduzierung zu einem bestimmten Zeitpunkt auch im Hinblick auf die zu verkaufende Menge mit Cognitive Technology durch unsere fortschrittliche Analysesoftware berechnet, sondern dass sie das Personal auf der Verkaufsfläche sowohl zu dem zu reduzierenden Produkt als auch durch den Prozess führt“, erklärt Florian Strecker, Vice President von Retail Insight für die DACH-Region.

Dies erhöhe nicht nur die Effizienz des Abschriftenprozesses, sondern schaffe auch ein Höchstmaß an Transparenz für alle Ebenen der Handelsorganisation – und damit Schutz vor Preissenkungsbetrug. Die WasteInsight-Lösung, die laut Florian Strecker bereits in über 28.000 Filialen weltweit im Einsatz ist, ermöglicht nicht nur dynamische Abschriften, sondern lenkt auch Waren, die direkt an Wohltätigkeitsorganisationen weitergeleitet werden sollten, da es wirtschaftlich nicht sinnvoll ist, sie zu rabattieren.

Basierend auf der Bestandsverwaltung nach Haltbarkeitsdatum, welche die Lösung ermöglicht, alarmiert sie über die Integration in die bestehende Task-Management-Anwendung des Einzelhändlers den zuständigen Mitarbeiter auf der Fläche, wenn eine Aktion erforderlich ist: eine passgenaue Preissenkung oder die Entfernung von Artikeln mit einem bestimmten Haltbarkeitsdatum aus dem Regal.

Nicht zuletzt analysiert die Retail Insight-Lösung historische Abverkaufsdaten in Korrelation zu Abfall- und Abschriftenmustern und hilft sowohl bei der Optimierung von Abverkaufsprognosen für den Nachschub als auch bei der Identifizierung von Produkten, die aus wirtschaftlichen Gründen besser ausgemustert werden sollten.

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Björn Weber

Björn Weber ist seit über 20 Jahren als Journalist, Analyst und Berater auf den Einzelhandel und die Konsumgüterindustrie spezialisiert. Bevor er die Agentur Fourspot gründete, bei der The Retail Optimiser erscheint, leitete er die internationale Analysten-Gruppe LZ Retailytics. Zuvor war er Research Director Retail Technology und Deutschlandchef von Planet Retail. Björn Weber war davor acht Jahre lang Redakteur für IT & Logistik-Themen der Lebensmittel Zeitung. Björn Weber ist Mitglied der Jury des Retail Technology Awards (Reta Europe) des EHIs. Er ist regelmäßiger Sprecher auf Veranstaltungen des EHIs, der NRF, der Branchenmedien sowie des Consumer Goods Forums.

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