Lekkerland eröffnet autonomen Store Rewe Ready mit Latebird
Die Rewe Group-Tochter Lekkerland hat in Zusammenarbeit mit dem Energieversorger ENBW Ende September den ersten vollautomatisierten unbemannten Container-Store unter dem Namen Rewe Ready eröffnet. Die autonome Vertriebsstätte von Lekkerland befindet sich am EnBW-Schnellladepark für Elektroautos in Bispingen, Niedersachsen. Kunden können dort rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche Convenience-Artikel über ein Terminal autonom auswählen und bezahlen. Die Technik des Stores kommt vom Paderborner Unternehmen Latebird.
Ohne Registrierung können Kunden in einem durch automatische Schiebetüren zugänglichen und überdachten Vorraum mittels Touch-Display Waren aus einem Convenience-Sortiment auswählen. Das Terminal stammt von Diebold Nixdorf. Die Produkte dort sind für den Kunden derzeit in sieben Warengruppen zusammengefasst: Nahrungsmittel, Getränke, Süßes und Salziges, Frische und Kühlung sowie Eis- und Tiefkühlprodukte. Auch Drogerieartikel und Tabakwaren können geordert werden. Jedes Produkt ist mit Bild, Bezeichnung, Artikelnummer und Preis dargestellt. Das Sortiment umfasst derzeit 230 Artikel, kann aber laut einer Presseerklärung der Rewe Markt GmbH auf bis zu 500 Artikel erweitert werden.
Die Bezahlung erfolgt bargeldlos. Dabei kann der Kunde wählen, ob er mit EC-Karte, Kreditkarte (MasterCard oder Visa) sowie Apple Pay, GPay oder VPay zahlen möchte. Laut Technologieanbieter wäre auch eine Vorbestellung über eine App grundsätzlich möglich, so dass Produkte durch Kunden nach Registrierung eines QR-Codes direkt am Container-Store abgeholt werden könnten. Aktuell können Kunden in Bispingen ihre Artikel nur vor Ort auswählen und einkaufen. Ob Ware in Zukunft auch per App im Rewe Ready Store vorbestellt werden kann, ist noch unklar. Auf Anfrage des Retail Optimisers bestätigte Lekkerland lediglich, dass dies derzeit nicht angeboten werde.
Automatische Ausgabe der Ware
Im für die Kunden nicht zugänglichen Teil des Containers befinden sich die mit den Produkten bestückten, modularen Systemschränke. Die gewählten Produkte werden aus den unterschiedlichen Einheiten über Schiebe- und Aufzugtechnik auf einem Transportband abgelegt und über weitere Fließbänder zur Warenausgabe befördert, die sich neben dem Terminal im Kundenbereich befindet. Der Kunde kann dort seinen Einkauf entnehmen.
Je Einheit können verschiedene Temperaturzonen, von -20° Celsius bis +40° Celsius realisiert werden. Die Software des Stores wird mit dem Warenwirtschaftssystem des Händlers verknüpft. Neben der Anzahl einzelner Artikel wird auch das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) registriert. Der Händler könne sich beispielsweise mit einer speziellen Händlerkarte alle Produkte mit einem MHD kleiner als zwei Tage auf einmal ausgeben lassen, ohne jeden Schrank manuell kontrollieren und aussortieren zu müssen, so Markus Belte, Gründer und CEO bei Latebird in einem Beitrag des Westdeutschen Rundfunks (WDR).
Das Video veranschaulicht beispielhaft die Funktionsweise eines unbemannten Latebird-Stores. (Quelle: Latebird)
Der Container ist 36 Quadratmeter groß, ungefähr 16 Tonnen schwer und kann mit dem Lastwagen transportiert und auch an einen anderen Ort verbracht werden. Er benötigt Netzwerkzugang, Strom und einen Aufstellplatz. Das Konzept soll den „Einzelhandel und das Einkaufserlebnis keinesfalls ersetzen“, sagt Markus Belte. Vielmehr solle der automatisierte Supermarkt bestehende Filialen ergänzen, Lücken in der Versorgung schließen sowie zusätzliche Einkaufsmöglichkeiten schaffen.
Für die Entwicklung dieses Konzepts hatten Lekkerland und Latebird im März dieses Jahres einen der begehrten Reta Award des EHI Retail Institutes bekommen, wie der Retail Optimiser berichtete. Bispingen ist der erste Standort, den das Handelsunternehmen mit diesem Technologieanbieter betreibt. Bezüglich der Ausweitung des Konzeptes auf weitere Standorte sei man in Gesprächen, könne aber zum jetzigen Zeitpunkt keine Auskunft geben, so die Rewe-Tochter Lekkerland auf Anfrage des Retail Optimisers.
Rewe testet mit Lekkerland verschiedene autonome Store Konzepte
Rewe testet mit Lekkerland weitere Miniformate, unter anderem seit Anfang April dieses Jahres die 39 Quadratmeter große Nahkauf-Box, wie der Retail Optimiser berichtete. Auch dieses Store-Konzept mit Self-Checkout-Technologie von 4POS ist nach Angaben eines Sprechers „ein Pilot für ländliche Räume und Orte, die zentrumsfern sind“. Der Store ist im Gegensatz zu Rewe Ready durch die Kunden begehbar und der Einkauf mittels Self-Scanning rund um die Uhr autonom möglich. Die Tür kann durch eine Kredit- oder Girocard geöffnet werden.
Ein ähnliches Projekt wie Rewe Ready, welches der Retail Optimiser vorstellte, wurde vor kurzem vom Start-Up Friedas24 mit Technik von VPS Roberta eröffnet. Es handelt sich dabei ebenfalls um einen unbemannten, aber etwas kleineren Containerstore. Dieser arbeitet im Gegensatz anders als Latebird mit Robotertechnik. Diese stammt vom japanischen Hersteller Yaskawa. Beide Stores können sowohl freistehend genutzt als auch in bestehende Ladenkonzepte integriert werden.
Ebenfalls im September eröffnete die Edeka Südwest in Offenburg wie berichtet einen vollautomatiserten 24/7 Lösung mit Technologie von Knapp. Der automatisierte Store wurde kombiniert mit Edeka Südwest’s italophilen Feinkost-Konzept Sapori d’Italia umgesetzt.