Offenheit ist der neue Standard
Handelsunternehmen wollen Innovationen schneller im ungeschminkten Echteinsatz testen. Was sie sich von ihren Kern-Technologie-Lieferanten wünschen, ist mehr Offenheit. Am liebsten im Stile der App-Politik von Apple und Google sollen sie Start-ups ermöglichen, auf ihren Plattformen zu entwickeln und Add-ons bereit zu stellen. Ein Wunsch, der nicht unerhört bleibt.
Viele Diskussionen in der Retail-Technology-Szene löste Aldi Süd im Juni 2020 aus, als der Discounter Start-ups weltweit bat, ihm Lösungen zu präsentieren, die Artikeln vollautomatisch erkennen können – und zwar nur visuell und ohne RFID. Ob automatische Bestandserfassung, Diebstahlschutz oder Automatisierung des Kassier-Prozesses: Einzelhandels-Unternehmen schreiben ihre Bedarfe immer häufige gezielt für Technologie-Start-ups aus, um sich einen Vorteil im Rennen um Innovationen zu sichern. Die Herausforderung dabei: Einzelhändler können den Nutzen dieser Innovationen erst dann voll einschätzen, wenn sie sie in ihre bestehende Main-Commerce-Architektur inklusive ihrer Kassen- und Warenwirtschaftssysteme integriert haben.
Gefragt sind nun die Anbieter der zentralen Lösungen für die Filiale, die zentrale Warenwirtschaft aber auch für die Lagerverwaltung: Sie müssen sich öffnen für Partner, die ihre Innovationen mit den Kernsystemen des Handels integriert in den harten Praxistest in echten Verkaufsstätten des Handels schicken dürfen.
Einer der großen Anbieter von Instore-Lösungen, der sich dieser Herausforderung angenommen hat, ist GK Software. Das Schönecker Softwarehaus, das mit Handelsunternehmen wie der Edeka Gruppe, Lidl, Aldi Nord und Walmart International als Kunden zu den bedeutenden Playern im Markt zählt, stellt den IT-Abteilungen seiner Kunden ebenso wie anderen Technologie-Anbietern seine Entwicklungsumgebung nutzerfreundlich zur Verfügung.
Schnelle Integration mit Webservices
Mit dem Entwickler-Portal OmniBasket stellt GK Software seit vergangenem Jahr Software-Entwicklern eine nutzerfreundliche Plattform zur Verfügung, auf der diese, selbst wenn sie keine Kunden von GK sind, über 160 Webservices zur Integration anderer Lösungen an die Standard-Instore-Suite anderen Technologie-Unternehmen ihre Lösung anbinden und das Zusammenspiel testen können.
Assaf Gedalia, CEO und Mitgründer des israelischen Start-ups WalkOut, ist begeistert von OmniBasket. Das im November 2018 gegründete Jungunternehmen hat eine Shop & Go-Lösung entwickelt, mit der herkömmliche Einkaufswagen so aufgerüstet werden können, dass sie Waren, die der Kunden hinzufügt oder wieder entfernt, vollautomatisch erkennen können. Das niederländische Einzelhandelsunternehmen Jumbo hat gerade einen Versuch mit den innovativen Einkaufswagen gestartet. Der Retail Optimiser berichtete.
Die Lösung stößt auch deshalb auf Interesse namhafter Handelsunternehmen, weil sie auch das anonyme Einkaufen mit Barzahlung unterstützen und intelligente Promotions ausspielen kann, die sich am aktuellen Einkaufsverhalten der Kunden des Handels orientieren. So kann WalkOut den Kunden zum Beispiel eine Kauf-2-Nimm-3 Aktion auf dem am Einkaufswagen montierten Screen vorschlagen.
Warenerkennung ohne RFID und Barcode
WalkOut braucht für die Erkennung der Waren weder RFID noch Barcode-Scanning. „Wir setzen ausschließlich auf Kameras und auf künstlicher Intelligenz basierenden selbstlernenden Bilderkennungsverfahren“, berichtet Gedalia dem Retail Optimiser. Natürlich genügen die im Handel vorhandenen Produkt-Bilddaten dafür nicht. Aber die Lösung von WalkOut übernimmt auch das Einlesen neuer Produkt-Bilddaten. Einmal mit der Lösung erfasst, sollten die in Virtual Reality überführten Bilddaten in die zentralen Systeme der Handelsorganisation einfließen, damit sie sofort in allen Vertriebsstätten genutzt werden können.
Der Ansatz von WalkOut stößt auf großes Interesse bei großen Handelsgruppen aus allen möglichen Ländern. Viele haben die innovative Lösung bereits in ihren Laboren stehen und prüfen sie dort auf Herz und Nieren. Worauf es aber für WalkOut im nächsten Schritt ankommt, ist die Frage: Wie einfach lässt sich die Innovation in die bestehenden Systeme der Handelsorganisationen integrieren, wie gut läuft das Zusammenspiel?
So wie WalkOut geht es vielen Start-ups. Denn alle Technologie-Innovationen zur Warenerfassung im Store müssen Daten in Echtzeit mit den Filial-, dem Warenwirtschafts- oder auch dem Produktstammdaten-Systemen des Handelsunternehmens austauschen können. Andere müssen sich nahtlos in Systeme des Tasks Managements für Mitarbeiter im Store, Logistik-Systeme oder Optimierungs-Lösungen integrieren.
Integration in kürzester Zeit
Auf dem Entwickler-Portal GK OmniBasket gelang es WalkOut, seine innovative Lösung in kürzester Zeit in die Standard-Lösung von GK Software zu integrieren. Und dafür sogar noch einen Preis zu bekommen. WalkOut ist Gewinnern des diesjährigen Hackathon von GK Software. Im Februar waren zum zweiten Mal Entwickler aus Handelsunternehmen und Technologie-Anbieter auf Einladung von GK Software zum gemeinsamen Coden zusammengekommen – wenn auch nur online. Den ersten Hackathon hatten die Schönecker Instore-Solution-Spezialisten fachöffentlichkeitswirksam als Präsenzveranstaltung auf der Euroshop 2020 veranstaltete.
WalkOut gelang es beim GK Hackathon im Februar, ihre Lösung in nur zwei Tage in die Kassenlösung von GK Software zu integrieren. Dabei haben die Entwickler des Start-ups einen Prozess realisiert, mit dem der Kunde am Ende des Einkaufs einen QR Code angezeigt bekommt, mit dem er an jeder beliebigen Kasse mit jedem beliebigen Bezahlverfahren zahlen kann. Zwar bietet WalkOut das Bezahlen auch direkt in der eigenen Lösung an. Die großen Handelsunternehmen wollen ihren Kunden jedoch auch Barzahlung an bereits existierenden Kassen, Self-Checkouts und Bezahlterminals ermöglichen.
Von der Entwickler-Plattform OmniBasket ist der CEO von WalkOut begeistert: „Das ist eine großartige, benutzerfreundlich Entwicklungsumgebung“, sage Assaf Gedalia. „Die Schnittstellen zu den GK-Lösungen sind selbsterklärend.“ Hilfreich sei auch, dass GK Software sein gesamtes Lösungsportfolio inzwischen auch in der Cloud anbietet. Er freut sich, dass er damit den kompletten Einkaufsprozess technisch so schnell in der Standardlösung entwickeln konnte. „Und dafür mussten wir nicht mal zu Euch nach Deutschland fliegen“, sagt Gedalia.
Zu den Gewinnern des ersten Hackthons auf der Euroshop 2020 zählte übrigens das Schmuck- und Uhren-Handelsunternehmen Christ. Die GK Software Anwender hatten live während der Messe ihr bestehendes Bestellsystem für Kunden in die Instore-Lösung integriert. Einem anderen Handelsunternehmen gelang es, während der Euroshop das Workforce-Management-System von Kronos mit GK Software Lösungen zu integrieren.
„Sogar einige unserer Kunden, die mit unserer Suite Cloud4Retail OmniPOS ohnehin Zugriff auf die Entwicklungsumgebung unserer Lösungen haben, lieben es, in OmniBasket auszuprobieren, zu testen, zu experimentieren“, erzählt Orit Bar-Ad, Director Portfolio Management bei GK Software. Schließlich brauchen Entwickler ihre Sandkästen, in denen sie was geschützt ausprobieren können.