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Scan&Pay-App hilft Coop Schweden nach Cyberangriff

Bis Mittwoch dieser Woche konnte Coop Schweden etwa 500 der insgesamt 800 nach einem Cyberangriff geschlossenen Filialen wieder öffnen. Hacker hatten durch ein infiziertes Desktop-Management-Tool die Kassensysteme des Unternehmens blockiert. Coop musste deshalb Freitagnachmittag fast alle Filialen schließen. Erst ab Montag konnten nach und nach Verkaufsstätten wieder öffnen.

Scan&Pay App beschleunigt Wiederaufnahme des Betriebs

Coop arbeitet intensiv daran, die Probleme zu lösen. Um schnellstmöglich so viele Märkte wie möglich zu öffnen, verfolgt das Unternehmen zwei Strategien parallel. Zunächst ermöglicht es in vielen Verkaufsstätten Kunden ihre Einkäufe mit der Coop Scan & Pay App selbst zu scannen und zu bezahlen. Gleichzeitig aktualisieren rund 100 IT-Spezialisten die Software der betroffenen Kassen. Sowohl die POS-Software als auch die App werden vom schwedischen Softwarehaus Extenda Retail geliefert.

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Das Onlinegeschäft des schwedischen Handelsunternehmens war nicht betroffen. Kunden konnten weiterhin Waren über die Webseite bestellen und nach Hause geliefert bekommen. Die Coop Homepage bietet auch aktuelle Informationen über den Stand der Dinge. Hier erfahren Kunden, welche Standorte geöffnet haben und wo sie mit der App einkaufen können.

Handel muss mit weiteren Angriffen rechnen

Der Vorfall ist Folge der Cyberattacke auf den US-amerikanischen IT-Dienstleister Kaseya. Weltweit sind tausende Firmen betroffen. Die Hackergruppe REvil fordert für die Freigabe der verschlüsselten Daten 70 Millionen Dollar in der Crypto-Währung Bitcoin. Solche Erpressungsversuche nehmen weltweit stark zu.

Auch Handelsunternehmen und Hersteller von Konsumgütern werden häufiger von Cyber-Kriminalität bedroht. Zuletzt wurden unter anderem Tegut und der Fleisch-Konzern JBS Opfer solcher Angriffe. Tegut hatte sich nicht erpressen lassen muss dafür aber bis heute mit Sortimentslücken kämpfen.

Unternehmen sollten unbedingt noch stärker in IT-Sicherheit investieren. Nicht alle Angriffe werden sich verhindern lassen. Deshalb ist es dringend notwendig, Strategien für den Krisenfall zu entwickeln. Eine IT-Infrastruktur mit voneinander unabhängigen Anwendungen kann dabei helfen den Betrieb aufrecht zu erhalten, wie das Beispiel der Coop Scan & Pay App zeigt.

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Joachim Pinhammer

Joachim Pinhammer unterstützt als Retail Experte Handels- und Technologie-Unternehmen durch Beratung und Marketing-Expertise. Er war als Senior Analyst und Director Retail Technology bei der Analysten-Gruppe Planet Retail tätig. Davor war er als Director Marketing der Wincor Nixdorf AG (heute Diebold Nixdorf) verantwortlich für den internationalen Marketingauftritt der Retail Division des Unternehmens. Joachim Pinhammer ist regelmäßiger Sprecher auf Veranstaltungen der Messe Düsseldorf (EuroShop und EuroCIS), des EHIs und anderen Branchen-Events. Er veröffentlicht Fachbeiträge in Magazinen und Online-Foren der Branche.

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